FrauenFrühlingsUni 2008

Salzburg – Eine "autonome Bewegung" eroberte von 22. bis 25. Mai den Toskanatrakt der Salzburger Universität. Die Hallen der Juristerei in der Altstadt wurden zur FrauenFrühlingsUni 2008. In über 30 Workshops ging es um "Frau und Arbeit", "Interkulturelle Kompetenz" sowie "Frau, Macht und Kultur".

Wenige Teilnehmerinnen

Mit der Zahl der Teilnehmerinnen können die Organisatorinnen nicht so recht zufrieden sein: Hofften sie zunächst auf bis zu 300 Leute, wie 2007 bei der FrauenFrühlingsUni in Wien, so kamen letztlich nur etwa 100. Dennoch solle man daran festhalten, die FrauenFrühlingsUni durch Österreich touren zu lassen, sagt Referentin Kornelia Hauser.

Fem-Jahrmarkt

Die "Sala Terrena" der Juridischen Fakultät wurde zum Fem-Jahrmarkt, in dem sich Fraueninitiativen an Ständen und Büchertischen präsentieren und vernetzen konnten. Die Referentinnen schätzten besonders das Treffen und den Dialog der verschiedenen Generationen bei der FrauenFrühlingsUni.

Vergeschlechtlichtes 'unternehmerisches Selbst'

Nochmals Kornelia Hauser, die einen Workshop zum Thema "Das vergeschlechtlichte 'unternehmerische Selbst'" leitete: "Das macht die Diskussion sehr interessant, weil die Standpunkte der alten Generation, zu der ich gehöre, mit der jungen Generation immer vermittelbar sind, aber die Differenz auch sehr deutlich wird."

FrauenStadtSpaziergang

Zum Auftakt der FrauenFrühlingsUni stand eine Stadtführung am Programm. Guide Heidi Hochriesser führte die Frauen, die teilweise auch aus anderen Bundesländern angereist waren, zu Plätzen, an denen bekannte Salzburgerinnen gelebt und gewirkt hatten – etwa Irma von Troll-Borostyáni, Caroline Auguste oder Salome Alt.

Public Sex

Stichwort Lust: Am Programm stand auch ein Workshop zum Thema "Public Sex als queer-feministische Aneignungsstrategie heteronormativer Räume und Strukturen". Dabei zeigte Workshopleiterin Dominika Krejs u.a. Ausschnitte aus dem Film "Rasperry Reich" von Bruce La Bruce und dem queeren "Do-it-yourself"-Porno "Pour Une Nuit (One Night Stand)" von Emile Jouvet.

Kurz davor ist es passiert

Auch Teil des Kulturprogramms: Der Film "Kurz davor ist es passiert", eine Dokumentation über Frauenhandel, feierte Salzburg-Premiere. Danach gab es eine Gesprächsrunde mit Regisseurin Anja Salomonowitz. Sie wählte einen ungewöhnlichen Zugang: Die realen Erzählungen betroffener Frauen werden von Menschen nacherzählt, die mit den Ereignissen und Orten des Films in Beziehung stehen könnten.

Prekäre Arbeitsbedingungen

Aktionismus in der Getreidegasse: Mit leblosen Gestalten auf der Straße wollten die Teilnehmerinnen der FrauenFrühlingsUni auf die prekären Arbeitsbedingungen von Frauen aufmerksam machen. Dass eine Aktion im öffentlichen Raum stattfinden sollte, war schon im Vorfeld klar; welche, das wollten die Organisatorinnen aber den Teilnehmerinnen überlassen.

Feminismus von unten

Was unterscheidet die FrauenFrühlingsUni von Genderseminaren an den Universitäten? Workshopleiterin Kornelia Hauser: "Das ist Feminismus von unten, handlungsorientiert. Nicht mit einer einzigen Perspektive, die einen sind linke Revolutionärinnen, andere haben ihre eigenen Vorstellungen vom Zusammenleben. Aber schon das Wissen, wenn die auseinander gehen, arbeiten sie an ihren Projekten weiter, ist ein wunderbares Gefühl."
(Markus Peherstorfer/dieStandard.at, 29.5.2008)