Ähnlich wie in der Bundeshauptstadt Wien gibt es in der Steiermark eine überaus rege und interessante lesbischwule Bewegung, die bereits auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Anders als in Wien sieht die Lage, was die systematische Aufarbeitung lesbischwuler Erfahrungen betrifft, in der Steiermark jedoch eher trist aus.

Der Erfolg der Wiener Ausstellung "Geheimsache Leben" wie auch die internationale Anerkennung von Konzepten wie Sex, Gender und Queerness haben für das Büro der Erinnerungen am Landesmuseum Joanneum die Notwendigkeit gezeigt, die Geschichte des lesbischwulen Lebens (und Liebens) auch in der Steiermark wissenschaftlich zu behandeln. Viel zu lange wurde diesem Thema in der Geschichtswissenschaft – und da vor allem in der Regionalgeschichtsschreibung – und in der Ausstellungspraxis zu wenig bis gar kein Raum zugestanden.

Das Projekt "l[i]eben", das vom Büro der Erinnerungen in Kooperation mit namhaften Institutionen aus dem lesbischwulen Bereich initiiert wurde, sucht nun Menschen, die von ihren Erfahrungen berichten und so persönliche Erinnerungsstücke zu einem großen Ganzen verweben.

Persönliche Erinnerungen sind wichtig

Dafür werden Lesben, Schwule und Transgenderpersonen jeden Alters, die (auch anonym) bereit sind, ihre Erinnerungen mitzuteilen. Wie wurde die Zeit erlebt, als Homosexualität noch strafbar war? Welche Erfahrungen wurden beim Coming-out gemacht? Wie war die Grazer "Szene" früher und wo konnte mann/frau "Gleichgesinnte" treffen? Das Büro der Erinnerungen sucht Menschen, die berichten, welche Beziehungen sie zu diesem Thema haben. Ob das nun Eltern einer lesbischen Tochter oder eines schwulen Sohns sind oder Menschen, die davon erzählen können, wie mit Homosexuellen im Dorf, in der Schulklasse oder am Arbeitsplatz umgegangen wird und worden ist.

Außerdem werden auch Briefe, Tagebücher, Fotos und Dokumente sowie Gegenstände aller Art, welche schwul-lesbisches Leben in der Steiermark dokumentieren, gesucht. Kurz: "Wir suchen alles, was helfen kann, lesbischwules "l[i]eben" in der Steiermark aufzuarbeiten", heißt es aus dem Büro der Erinnerungen. Mit dem gesammelten Material ist 2009 eine Publikation geplant. (red)