Wien - Über politische Maßnahmen zur Steigerung der Geburtenrate haben am Donnerstagabend Familienministerin Andrea Kdolsky und die deutsche Familienministerin Ursula von der Leyen bei einer Podiumsdiskussion an der Universität Wien debattiert. Von der Leyen berichtete von einer Steigerung der Väterbeteiligung an der Kindererziehung von 3,5 auf 18 Prozent sowie von einer Trendwende bei den Geburten nach Einführung des einkommensabhängigen Elterngeldes in Deutschland.

Kdolsky lobte wiederum die positiven Effekte des flexiblen (nicht einkommensabhängigen, Anm.) Kinderbetreuungsgeldes. Kritik mussten sich die beiden von den ebenfalls an der Diskussion teilnehmenden Wissenschaftern Bernhard Felderer, Direktor des Instituts für Höhere Studien, und Norbert Schneider, deutscher Familienforscher, gefallen lassen. Es sei nicht einzusehen, wieso Frauen, die sich zehn Jahre der Kindererziehung widmen, innerhalb der Pensionsversicherung wesentlich schlechter gestellt sein sollen, als jene, die ihr Leben lang im Erwerbsleben stehen, so Felderer.

Plädoyer für Anreize

Der Wirtschaftsforscher legte der Politik nahe, verstärkt Anreize zu setzen, sonst werde die Zuwanderung die einzige Möglichkeit sein, um die Bevölkerungszahlen aufrecht zu erhalten. Schneider begrüßte zwar die "familienpolitische Wende" in Deutschland der letzten Jahre, die gesetzten Schritte seien aber "zu wenig", erklärte er. Von der derzeit von der deutschen Regierung angepeilten Erhöhung des Kindergeldes sei er "enttäuscht", kritisierte er in Richtung von der Leyen.

Diese verteidigte die umstrittene Maßnahme damit, dass sie armutsverhindernde Effekte, insbesondere bei Mittelstandsfamilien, habe. Im Gegensatz zum österreichischen Kinderbetreuungsgeld ist das Elterngeld in Deutschland einkommensabhängig. Den BezieherInnen wird 14 Monate lang zwei Drittel ihres Einkommens ersetzt - einem Elternteil maximal 12, dem anderen maximal zwei Monate. (APA)