Frauen und jüngere WählerInnen haben in Irland für die Ablehnung des EU-Reformvertrages gesorgt. Das geht aus einer Eurobarometer-Umfrage unter 2000 IrInnen hervor.

51 Prozent der Männer sprachen sich demnach für den Vertrag aus, aber 56 Prozent der Frauen waren dagegen. Ein klares Bild gibt auch die Altersverteilung: In der Gruppe der 18- bis 24-jährigen betrug die Zustimmung 35 Prozent, und auch die 25 bis 39jährigen kamen auf eine Zustimmung von nur 41 Prozent. Erst bei den WählerInnn, die älter als 55 sind, bekam der Vertrag mit 58 Prozent ein deutliches Ja.

Geringste Zustimmung bei ArbeiterInnen 

Geteilt in Berufsgruppen waren die Selbstständigen mit 60 Prozent die deutlichsten BefürworterInnen, während Angestellte zu 51 Prozent Nein sagten. Bei den ArbeiterInnen betrug die Zustimmung 26 Prozent. Während die "Ja-Sager" klar als Hauptgrund für ihre Entscheidung "das Interesse Irlands" angaben (rund ein Drittel), gefolgt von den Vorteilen, die Irland durch die EU-Mitgliedschaft genießt (19 Prozent), war es bei den "Nein-Sagern" eine Mischung aus Gründen, wobei mit 22 Prozent "fehlende Informationen" herausstechen. Auch der Schutz der irischen Identität (zwölf Prozent), und allgemeine Ressentiments wie "ich traue keinem Politiker" (sechs Prozent) spielten eine Rolle. Ebenfalls sechs Prozent sagten Nein, weil sie fürchteten, den irischen Vertreter in der Kommission zu verlieren.

Mehrheit bekennt sich zu EU-Mitgliedschaft 

Keinesfalls wollten die irischen WählerInnen der Umfrage zufolge mit ihrem Nein aber der EU eine Absage erteilen: Auch 80 Prozent derjenigen, die Nein sagten, bekennen sich zu einer EU-Mitgliedschaft. Einer der Gründe, warum die Abstimmung negativ ausging, sehen die Befragten auch in den Kampagnen der beiden Lager: Selbst diejenigen, die mit Ja stimmten, meinen zu 57 Prozent, die Nein-Kampagne sei deutlich überzeugender und professioneller gewesen.

Auch im großen Lager der Nichtwähler (die Wahlbeteiligung lag bei 45 Prozent) spielten fehlende Informationen die größte Rolle: Mehr als die Hälfte der Wahlabstinenten stimmten nicht ab, weil sie nicht wussten, worum es ging. (Michael Moravec aus Brüssel, DER STANDARD, Print, 24.6.2008)