Wien - „VW- und Audi-Fahrer haben’s gut“, verspricht die Werbung. Autodiebe vertrauen dem Slogan offensichtlich - sind diese Marken doch die meist gestohlenen des Jahres 2002. Insgesamt haben im vergangenen Jahr aber weniger Wagen illegalerweise einen neuen Besitzer bekommen, berichtet das Innenministerium.

Exakt 5099-mal wandten sich Österreicher im Vorjahr an die Polizei, weil ihnen ihr Auto entweder zu Hause oder im Ausland abhanden gekommen ist. 2001 wurden noch um gut zehn Prozent mehr Fälle registriert, im Vergleich zum Jahr 2000 ging die Zahl sogar um 18 Prozent zurück. Wenn das Auto einmal weg ist, liegt die Chance, es wiederzubekommen, übrigens bei 47,2 Prozent.

Bis in den fernen Osten

Die Diebe selbst konnte die Exekutive in vierzehn Prozent der Fälle aufspüren. Die geringe Erfolgsquote hängt mit der Internationalisierung der Kriminellen zusammen. Das organisierte Verbrechen verschiebt Luxuskarossen bis in den Nahen und Fernen Osten.

Für Innenminister Ernst Strasser (VP) und Herwig Haidinger, den Leiter des Bundeskriminalamtes (BK), sind es mehrere Gründe, die zu dem Rückgang der Diebstähle geführt haben. Die grenzübergreifende Zusammenarbeit funktioniere besser, und die Fahrzeuge selbst seien durch verbesserte Sicherheitsmerkmalen schwerer zu knacken.

Nur BMW gibt Daten preis

Für die Zukunft wünschen sich die Ermittler dennoch eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Autoherstellern. Derzeit gibt nur BMW geheime Daten, die die Identifizierung gestohlener Wagen erleichtern, den Sicherheitsbehörden preis. Zukünftig will man via Europol diese Vernetzung auch mit DaimlerChrysler und anderen Kfz-Fabrikanten erreichen.

Einen Austausch zwischen Exekutive und Autobauern gibt es aber bereits jetzt, berichtet BK-Chef Haidinger. „Es gibt immer wieder Täter, die sich auf spezielle Autotypen spezialisieren, weil sie zum Beispiel die Türe besonders leicht öffnen können. Solche Erkenntnisse geben wir dann weiter, um die Hersteller zu warnen.“

Hochburg Wien

Nicht nur vom Autotyp, sondern auch vom Wohnort hängt es ab, ob der Wagen auch bei der Rückkehr noch auf dem Parkplatz steht. In der Bundeshauptstadt ist diese Gefahr am größten: Fast ein Drittel aller in Österreich gestohlenen Fahrzeuge verschwindet in Wien. Auf den Plätzen folgen Nieder- und Oberösterreich. Das Schlusslicht bildet mit 55 Fällen das Burgenland.

Das Risiko, seines fahrbahren Untersatzes verlustig zu werden, ist auch auf großen Parkplätzen vor Einkaufszentren und in Park-and-ride-Anlagen größer. Allerdings relativiert Haidinger: „Die Täter suchen eher nach den Automarken, finden sie diese, schlagen sie auch in Seitenstraßen zu.“

In Luft aufgelöst

Manche Fahrzeuge lösen sich auch mithilfe der Besitzer in Luft auf. Wie viele Fälle von Versicherungsbetrug es gibt, wollen die Beamten aber nicht abschätzen. Versicherungen bezifferten die Zahl zwar einmal mit vierzig Prozent aller Fälle, das scheint den Experten des Innenministeriums aber zu hoch. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 11.2.2003)