München - Die Stadt München hat die umstrittene Leichenausstellung "Körperwelten" des deutschen Anatomen Gunther von Hagens verboten. Ein entsprechender Bescheid sei am Dienstagabend (heute) erlassen worden, teilte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit. Ab 22. Februar sollte die Wanderausstellung in München Station machen. Nach Angaben des Veranstalters haben bisher weltweit elf Millionen Menschen die Schau mit 200 Präparaten gesehen. Die Ausstellung war von April bis August 1999 auch in Wien zu sehen. In London hatte von Hagens im Vorjahr Aufsehen erregt, als er im Rahmen seiner Ausstellung trotz eines Verbots öffentlich eine Leiche sezierte.

Das Verbot gründet nach KVR-Angaben vor allem auf dem Bestattungsrecht. Darüber hinaus liege ein Verstoß gegen die Menschenwürde vor. Die Präsentation der Leichen sowie die Begleitumstände der Ausstellung ließen auf einen "auf Sensation, Publikumswirksamkeit und Kommerz ausgerichteten "Event-Charakter" schließen, der sowohl die Würde der Verstorbenen sowie die Würde der Lebenden verletzt", hieß es in einer Mitteilung.

Im gesamten Stadtgebiet unzulässig

Die Ausstellung sei deshalb "unabhängig von einer konkreten Örtlichkeit im gesamten Stadtgebiet unzulässig". Ende Jänner hatte sich der Stadtrat mit breiter Mehrheit hinter die Verbotspläne des KVR gestellt. Hinzu komme, dass nach bauordnungsrechtlichen Gründen eine Ausstellung im ehemaligen Radstadion nicht zulässig sei. Die Arena sei einer rein sportlichen Nutzung für Veranstaltungen vorbehalten, die über einen längeren Zeitraum hinweg stattfinden. Da die "Körperwelten"-Ausstellung fast vier Monate dauern solle, könne sie im Radstadion nicht genehmigt werden.

Bei der "Körperwelten"-Ausstellung werden plastinierte anatomische Präparate nach Körperfunktionen geordnet gezeigt. Die Palette reicht vom Bewegungsapparat über das Herz-Kreislauf- und das Nervensystem bis zur Entwicklung des Menschen im Mutterleib. Zu jedem Funktionskreis gehören auch Präparate von Organen und Geweben mit krankhaften Veränderungen, etwa durch Gehirnschlag, Herzinfarkt oder Krebs. Beim von von Hagens entwickelten Verfahren der Plastination wird das im menschlichen Gewebe enthaltene Wasser durch Kunststoff ersetzt und kann somit praktisch auf unbegrenzte Zeit naturgetreu konserviert werden. Plastiniert können nicht nur einzelne Organe, sondern auch auch komplette menschliche Körper. (APA/dpa)