Wien - ICOMOS, der 1965 in Warschau gegründete Internationale Rat für Denkmalpflege (International Council on Monuments and Sites), ist eine internationale nicht staatliche Organisation, die sich weltweit für den Schutz und die Pflege von Denkmälern und die Bewahrung des historischen Kulturerbes einsetzt. ICOMOS beteiligt sich als Berater und Gutachter an der Arbeit des UNESCO-Weltkulturerbe-Komitees. Präsident des Österreich-Komitees ist seit heuer der oberösterreichische Landeskonservator Wilfried Lipp.
Unabhängiges Forum
ICOMOS bietet ein unabhängiges Forum für Fachleute aus dem Bereich des Denkmalschutzes und ist mit rund 6.000 Mitgliedern, die in mehr als 100 Nationalkomitees und in 17 internationalen wissenschaftlichen Komitees organisiert sind, weltweit präsent. Der Sitz des Internationalen Sekretariats ist Paris.
Im ersten ICOMOS-Weltreport über "Denkmäler in Gefahr" aus dem Jahr 2000 macht ICOMOS auf den in vielen Ländern zum Teil katastrophalen Zustand von erhaltungswürdigen Monumenten und Kulturlandschaften aufmerksam. Die internationalen Denkmalschützer sehen diese vor allem durch Raubgrabungen in archäologischen Stätten, Plünderungen von Kirchen sowie durch Umweltverschmutzung und Massentourismus gefährdet.
Ein weiterer Bereich, den die ICOMOS kritisch verfolgt, ist die zunehmende Zerstörung von Altstadtkernen durch eine planlose Erneuerung, die ohne Prüfung der Verträglichkeit mit dem historischen Umfeld durchgeführt wird. Äußerst skeptisch wird auch das geplante Turm-Projekt im Bereich des Bahnhofs Wien-Mitte betrachtet. ICOMOS-Präsident Michael Petzet hat als einer der ersten vor einer Aberkennung des Prädikats "Weltkulturerbe" für die Innenstadt gewarnt.
Das Österreich-Komitee hat erst seit kurzem eine neue Führung: Wilfried Lipp löste Bundesdenkmalamt-Generalkonservator Ernst Bacher als Präsident ab. Durch diese Wahl wurde mit der Tradition gebrochen, dass der ICOMOS-Vorsitz in Personalunion mit dem Generalkonservator wahrgenommen wird.
Lipp begründet dies mit einem Demokratisierungsprozess sowie mit "handfesten sachlichen Argumenten". Denn das österreichische Denkmalschutzgesetz, in dessen Rahmen der Generalkonservator agiere, decke nur einen Teil jener Aufgaben ab, die sich im viel größeren Feld der Bewahrung des kulturellen Erbes stellen würden. Auch Lipp nannte als Beispiel das umstrittene Hochhaus-Projekt. (APA)