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Bode Miller

Foto: APA/ Techt

Seine Domäne, der Slalom, beschließt am Sonntag die alpine Ski-WM, doch schon jetzt ist Bode Miller der Superstar von St. Moritz. Im gestrigen Riesenslalom checkte der lässige US-Amerikaner seine zweite Goldmedaille. Die erste passierte in der Kombination, im Super-G holte er Silber.

Das Glück war dem Tüchtigen stets hold - bei seinen Siegen hatte er 0,07 (auf Aamodt) und 0,03 Sekunden Vorsprung (auf Knauß). "Well, ich hab' auch schon manchmal Pech gehabt", sagte Miller.

Locker, sympathisch

Bei den Olympischen Spielen 2002 musste er sich noch mit zwei Silbernen begnügen. Damals sprang die amerikanische Öffentlichkeit nicht so wirklich an, diesmal tut sie es wohl auch nicht, St. Moritz und der Skirennsport liegen halt weit vom US-Schuss. Dabei hätte der 25-Jährige, der aus Franconia in New Hampshire im amerikanischen Osten stammt, durchaus das Zeug zum Superstar, nicht nur seiner Erfolge wegen. Miller ist ein lockerer, sympathischer Typ, gibt, wie Journalisten und Werbeleute sagen, viel her, schiebt regelmäßig witzige Meldungen. Seine Kollegin Janica Kostelic führt ihn auf der Homepage als einen der "five sexiest skiers".

Er fährt einen ganz eigenen Stil, setzt sich oft "hinten eini" (Hansi H.), versteht es selbst dann zu beschleunigen, wenn ihm ein Fehler unterlaufen ist. Millers Oberkörper macht, was er will, ist aber keine Ausnahme, die Trainer sagen, dass Miller auch seinen eigenen Kopf hat. "Ich muss", sagt er, "meine Fehler machen. Nur wer Fehler macht, kann sich verbessern."

Hippies

Im Österreichischen Skiverband (ÖSV) wäre Miller nie so groß geworden. Er hätte sich spezialisieren müssen, hätte nicht Fußball und Tennis spielen und erst mit 16 beginnen können, ernsthaft Ski zu fahren. Miller stammt aus ärmlichen Verhältnissen, er wuchs in einer Blockhütte ohne Strom fernab der Zivilisation auf, seine Eltern waren Hippies. "Sie haben mich gelehrt zu kämpfen, nie aufzugeben und Geduld zu haben." Im Sommer wechselte er die Skimarke, der Transfer von Fischer zu Rossignol garantiert ihm angeblich fünf Millionen Dollar. Nordamerika ist ein Hoffnungsmarkt der Industrie, dort werden etwa eine Million Paar Ski pro Jahr abgesetzt, das sind nur zwanzig Prozent des weltweiten Bretterverkaufs.

Zu Saisonbeginn ist Miller noch ohne Kopfsponsor dagestanden, Kelly's brachte dann Knistern in sein Leben, spätestens mit der WM hat sich der 1,1 Millionen Dollar teure Deal nicht nur für den Sportler gelohnt. Den Winter verbringt er in Tirol, gemeinsam mit Erik Schlopy, der gestern Bronze holte, wohnt er in Patsch. Manchmal übt er mit den Österreichern, die sagen, dass Miller profitiert habe. Angst hat Bode Miller maximal vor Frau Kostelic - als er deren Homepage las, entfuhr ihm ein deutliches "Shit". DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 13. Februar 2003, Kommentar von Fritz Neumann)