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Detail eines nordkoreanischen Plakat, das den Kampf gegen die USA propagiert.

Foto: REUTERS/Korean News Service

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Junge Nordkoreaner zu Ehren ihres Führers Kim Jong-il

Foto: REUTERS/KCNA-KNS

Pjöngjang/Wien/Washington - Nordkorea hat sich am Donnerstag im Atomstreit mit den USA unversöhnlich gezeigt und auf seine Fähigkeit hingewiesen, im Konfliktfall weltweit US-Ziele angreifen zu können. Nordkoreas Botschafter in Deutschland, Pak Hyon Bo, sagte in einem Zeitungsinterview, sein Land werde etwaige Sanktionen der Vereinten Nationen ignorieren. "Wir sind kein Mitglied im Atomwaffensperrvertrag mehr. Es gibt kein Land, das uns derzeit auf unsere Verpflichtungen hinweisen darf."

Die nordkoreanische Regierung bestehe darauf, nur direkt mit den USA über eine Lösung der Probleme sprechen zu können. Das kommunistische Land verlangt dabei den Abschluss eines Nichtangriffspakts. Im Gegenzug sei man bereit, den USA Überprüfungen an den nuklearen Anlagen zu erlauben, sagte Pak in dem Interview mit Financial Times Deutschland weiter.

Harsche Töne

Auch aus Pjöngjang selbst kamen harsche Töne. Länder, die an die koreanische Halbinsel angrenzen, würden im Fall eines Angriffs zwangsläufig mit in einen Krieg verwickelt, sagte Ri Kwang Hyok, ein ranghoher Beamter des nordkoreanischen Außenministeriums, am Donnerstag. Zugleich verwies der Beamte auf die militärische Stärke seines Landes. Nordkorea könne die USA überall auf der Welt angreifen, sagte er. Wenn Pjöngjang sich verteidigen müsse, sei die Armee in der Lage, "jeden Militärangehörigen und jeden Militärposten" der USA auf der Welt zu erreichen: "Wo immer sie sind, können wir sie angreifen." Sollte es zum Krieg kommen, sei dies zwar eine Angelegenheit zwischen Nordkorea und den USA. Andere Staaten könnten jedoch durch ihre eigenen Interessen mit hineingezogen werden, sagte Ri Kwang Hyok. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) hatte am Mittwoch erklärt, dem UNO-Sicherheitsrat werde mitgeteilt, dass Nordkorea seine Verpflichtungen zur atomaren Sicherheit nicht einhalte. Pjöngjang verletze "seit 1993 chronisch" die Bestimmungen des Atomwaffensperrvertrages, erklärte IAEO-Chef Mohamed ElBaradei. Nach Angaben des US-Geheimdienstes verfügt Nordkorea über eine Langstreckenrakete, die den Westen der USA erreichen könnte. CIA-Chef George Tenet zufolge besitzt das stalinistische Land zudem derzeit vermutlich ein oder zwei Atomwaffen (siehe Wissen).

Die japanische Regierung drängte Pjöngjang, unverzüglich Gespräche über das Atomwaffenprogramm aufzunehmen. Japans Verteidigungsminister warnte zugleich, Tokio würde einen Militärschlag gegen Nordkorea führen, sollte es Beweise haben, dass das Regime vor einem Angriff mit ballistischen Raketen auf Japan steht. (Reuters, AFP, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 14.2.2003)