Desktop

Aller Orten ist es zu vernehmen: 2003 soll das Jahr des Linux-Desktops werden, ob dem wirklich so ist, wird wohl erst Ende des Jahres entschieden werden können, eins steht jedoch fest: Der Desktop - und damit Windows-UmsteigerInnen - ist das erklärte Zielobjekt mehrerer neuer Distributionen und Produkte, darunter auch der "Office Desktop" von SuSE.

Und genau diesen wollen wir im Folgenden unter die Lupe nehmen, der Test setzt die Schwerpunkte hierbei vor allem auf die Unterschiede zum "normalen" SuSE Linux 8.1, das an dieser Stelle ebenfalls bereits getestet wurde.

Der Office Desktop wird auf 4 CDs (eine davon ist allerdings exklusiv dem Partitioniertool von Acronis gewidmet) ausgeliefert, im Lieferumfang enthalten ist ebenfalls ein mehr als 400 Seiten starkes Handbuch. Bei der...

Grafik: SuSE

Installation

zeigt sich gleich, dass hier alles auf AnfängerInnen zugeschnitten ist. Auf einem "frischen" System können die automatischen Vorschläge getrost übernommen werden (ExpertInnen werden natürlich trotzdem daran herumbasteln ;-) ). Und wenn wir gleich beim Einrichten der Festplatte sind: Hier liefert SuSE mit dem Acronis OS Selector 8.0 nun endlich ein Tool mit, mit dem auch NTFS-Partitionen verkleinert werden können, ein Muss für alle BesitzerInnen von Windows XP oder 2000 und eine äußerst willkommene Ergänzung.

Aber weiter: Einstellungen bestätigen, und schon geht es weiter zum Aufspielen der gewünschten...

Screenshot: Redaktion

Software

Dies geht auch - natürlich abhängig von den verwendeten Hardwarekomponenten und der ausgewählten Software - ausgesprochen flott, eigentlich schon auffällig schnell (unter 10 Minuten), von statten. Anschließend folgt der obligatorische Reboot und gleich auch die Erklärung für den überraschenden Speed, denn als erstes wird gleich weiter installiert. Einige weitere Minuten später gehts zur...

Screenshot: Redaktion

Konfiguration

Auch hier geht wieder alles automatisch, so wird gleich nach einem Drucker gesucht, und vor allem werden auch die Netzwerkeinstellungen automatisch konfiguriert. Bei so viel Automatismus kommen dem Tester schon erste Zweifel, woher SuSE denn eigentlich die benötigten Daten ohne einen - im Testfall nicht vorhanden - DHCP-Server gefunden haben will, aber mehr dazu später.

Gleich anschließend geht es zum...

Screenshot: Redaktion

Login-Screen

der uns vielsprachig begrüßt. Ein bisschen Verwunderung an dieser Stelle, wozu hier auch gleich die Linux Kernel Messages mitlesbar sind. Dies ist für eingeübte BenutzerInnen sicherlich nützlich, für AnfängerInnen hingegen sind solche Nachrichten wohl eher abschreckend und verwirrend.

Eingeloggt und schon...

Screenshot: Redaktion

zeigt

sich, dass sich beim Aussehen seit der SuSE Linux 8.1 nicht viel getan hat, aber das ist nicht unbedingt ein Nachteil, da der standarmässig verwendete KDE-Desktop ja bei SuSE immer schon sehr schön gestylet war.

Das Folgen der Einladung auf die SuSE Desktop Tour kann übrigens nur bedingt empfohlen werden, zuviel unaktuelles Material befindet sich darunter.

Um Sicherzugehen noch ein schneller Blick auf den...

Screenshot: Redaktion

Konqueror

und ja, der funktioniert gut und ansehnlich wie eh und je. An dieser Stelle eine kleine Bemerkung zum Timing des Erscheinens des "Office Desktops": Hier hat SuSE nicht unbedingt ein glückliches Händchen bewiesen, ist doch zum Beispiel das enthaltene KDE schon bei Erscheinen des Produkts nicht mehr aktuell, mittlerweile gibt es die Version 3.1, die zahlreiche neue Features bietet. Andererseits kommt hier so natürlich ein wirklich gut getestetes Produkt zum Einsatz...

Kommen wir aber nun zurück auf die "magischen"...

Screenshot: Redaktion

Netzwerkeinstellungen

Diese entpuppen sich - wie nicht anders zu erwarten als reine Mogelpackung. Die neue SuSE nimmt hier einfach einen DHCP-Server an, und meldet sich auch nicht, wenn in Wirklichkeit keiner vorhanden ist, was im Endeffekt zu gar keiner Netzwerkonfiguration führt, reihenweises Rätseln bei AnfängerInnen ist hier vorprogrammiert.

Beheben lässt sich dieses Problem - wie eigentlich alles bei SuSE - im zentralen Einstellungstool YaST. Und wenn wir gleich dort sind, kommt die Erinnerung, dass bei der Installation freundlicherweise darauf hingewiesen wurde, dass die kommerziellen NVidia-Grafiktreiber aus lizenzrechtlichen Gründen nicht mitgeliefert werden, und diese online bezogen werden können. Das Update wird beim Versuch die Grafikkarten-Einstellungen zu ändern praktischerweise gleich noch mal vorgeschlagen, das...

Screenshot: Redaktion

YaST Online Update

auf Wunsch direkt gestartet. Und hier kommt, was kommen muss: SuSE hat es noch immer nicht geschafft zuverlässige Server als Update-Quellen zur Verfügung zu stellen, mit dem Default-Server ging es trotz mehreren Versuchen gleich gar nicht. Dieser Zustand, der nun schon seit Monaten gleich geblieben, ist eigentlich ein Ausschlussgrund für eine Distribution, erst recht für eine, die sich an AnfängerInnen richten will, die nicht erst x-Server durchprobieren sollen - und bei jedem "Hängenbleiber" übrigens den YaST-Prozess manuell killen müssen - bevor sie endlich zu kritischen Sicherheitsupdates und ähnlichem gelangen.

Aber wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu, nämlich der Integration der...

Screenshot: Redaktion

Crossover-Produkte

von Codeweavers, die eine Installation von gewisser Windows-Software direkt unter Linux und die Verwendung von Windows-PlugIns für den Browser ermöglichen. Damit geht SuSE den Weg nach, den Xandros (auch bereits vom Webstandard getestet) bereits vorgezeigt hat, doch ist die Integration bei der Konkurrenz wesentlich besser gelungen. Bei SuSE muss die Crossover-Software noch extra installiert werden, mit dem einfachen Einlegen der CD und automatischer Installation von...

Screenshot: Redaktion

Microsoft Office

- wie bei Xandros möglich - ist es damit natürlich auch nichts. Aber sind die nötigen Schritte erst mal getan, wehrt sich auch bei SuSE die Software des Windows-Herstellers nicht weiter gegen eine Installation, und so können...

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Word und Co.

direkt unter Linux eingesetzt werden. UmsteigerInnen werden es zu schätzen wissen. Wer seine Rechner lieber frei von MS-Software hat, dem wird mit...

Screenshot: Redaktion

Star Office 6

eine tadellose Alternative zur Verfügung gestellt.

Nicht sehr rosig sieht es bei SuSE traditionell mit der Unterstützung des zweiten grossen Linux-Desktops...

Screenshot: Redaktion

GNOME

aus. Doch SuSE hat für die Zukunft Besserung gelobt und siehe da, nicht nur, dass der GNOME ungewöhnlicherweise standardmässig installiert wird, die Integration ist auch wesentlich besser gelungen als noch in SuSE Linux 8.1.

Zum Abschluss wie immer das...

Screenshot: Redaktion

Fazit

Die enthaltenen Neuerungen machen den SuSE Linux Office Desktop auf jeden Fall zu einer interessanten Alternative, doch die Welt im Sturm erobern wird diese Distribution wohl kaum.

Zuviele gravierende - und teilweise schon seit längerem bekannte - Fehler sind in ihr enthalten. Bleibt auch noch die Frage, warum eigentlich den Office Desktop und nicht Xandros? Nun einerseits hat SuSE sicherlich den besseren Look, die umfangreichere Softwareausstattung und das bessere - vor allem deutschsprachige - Handbuch.

Andererseits wirkt bei Xandros alles - vor allem auch der Windows-Support - besser integriert, und nebenbei ist Xandros ein ganzes Eck billiger (99 US-Dollar im Vergleich zu den 129,90 Euro des Office Desktops). Dafür ist natürlich SuSE bei der grundlegenden Software aktueller und bietet 90-tägigen deutschsprachigen Telefonsupport, keine leichte Entscheidung also. (apo)

Screenshot: Redaktion