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Wien - Seit Mitte letzter Woche ist es fix: Das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) wird umgekrempelt. Zum einen verliert es seinen namhaften Chef, Werner Clement. Zum anderen wird es mit dem Forschungsinstitut der Wirtschaftskammer (WKÖ), Austria perspektiv, zusammengeführt. Außerdem sind Siemens-Vorstand Brigitte Ederer und Berndorf-Chef Norbert Zimmermann aus dem IWI-Vorstand ausgeschieden. Clement, Professor für Volkswirtschaftslehre, war 17 Jahre IWI-Alleingeschäftsführer und die Akquisitionslokomotive des Institutes, das sich zu 80 Prozent über Studien selbst finanzierte. Den Rest zahlten WKÖ und Industriellenvereinigung.

Wie Clement im STANDARD-Gespräch zu seinem überraschenden Abgang ausführt, wollte er "die neben dem Akquisitionsaufwand zusätzlich anfallende Belastung der Administration nicht mehr zur Gänze weitertragen." Clement: "Dem wollte aber der Vorstand nicht näher treten."

Gerüchte

Vorstandsvorsitzender und Investkredit-Chef Wilfried Stadler verneint auf Anfrage jedenfalls Gerüchte dezidiert, dass der Abgang Clements mit dessen kritischen Äußerungen über die Wirtschaftspolitik der VP-FP-Regierung in Zusammenhang stehe.

Fest steht jedenfalls, dass die Aufgabenkonstruktion, die Clement angepeilt hätte, nun in ähnlicher Form kommt, allerdings mit einer anderen Besetzung. Alexander Rauner von der WKÖ wurde zu einem der - künftig zwei - IWI-Chefs bestellt. Rauner darf sich nun an den heimischen Universitäten zusätzlich nach einem neuen wissenschaftlichen Leiter für das Institut umsehen, während Clement "die Consultig-Branche sondiert."

Nullvariante

Das auch im Mittelbau verschlankte IWI - Ende des Jahres wurden sechs nicht mit industriewissenschaftlichen Kernthemen beschäftigte Experten gekündigt - wurde beim Austria perspektiv angekoppelt, nachdem, so Stadler, "zeitweise auch eine Nullvariante, also die Auflösung des IWI, im Raum gestanden hatte." Die verstärkte Nähe des IWI zur WKÖ gefällt jedoch nicht allen. Das weitere Zusammenrücken sei "äußert problematisch", meinen Kritiker. Befürworter sprechen von "einer Überlebenschance".

Austria perspektiv wird seit April 2002 ebenfalls von Alexander Rauner (WKÖ) sowie dem Wirtschaftswissenschafter Theodor Faulhaber geleitet. Dem Institut gehören Unternehmen vor allem aus dem Bank- und Industriebereich als Mitglieder an. Es versteht sich als Braintrust für grundlegende wirtschafts-und gesellschaftspolitische Fragen. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Printausgabe 17.2.2003)