Frankfurt/Main - Im Fall des ermordeten Bankierssohns Jakob von Metzler sollen Frankfurter Polizisten Aussagen des mutmaßlichen Täters mit Gewaltandrohungen erzwungen haben.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft habe wegen des Anfangsverdachts der Aussage-Erpressung ein Ermittlungsverfahren gegen den Frankfurter Polizei-Vizechef Wolfgang Daschner und andere Beamte eingeleitet, bestätigte ein Sprecher der Behörde am Montag einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Der elf Jahre alte Jakob war im September 2002 entführt und getötet worden.

Erpressung

Der Verdächtige sitzt derzeit in der südhessischen Justizvollzugsanstalt Weiterstadt. Am diesem Mittwoch (19. Februar) solle die Anklage gegen den 27 Jahre Mann vorgestellt werden, kündigte die Staatsanwaltschaft an. Ein Termin für den Prozess steht aber noch nicht fest.

Jakob von Metzler war am 27. September auf dem Schulweg entführt und kurze Zeit später getötet worden. Der Beschuldigte war bei der Übergabe des Lösegelds von einer Million Euro beobachtet und drei Tage nach der Entführung festgenommen worden.

Der Verdacht der Aussage-Erpressung bezieht sich auf eine polizeiliche Vernehmung des 27-Jährigen am 1. Oktober 2002. Damals sei noch nicht klar gewesen, ob Jakob tot war oder möglicherweise noch lebte, betonte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Reden oder Schmerzen

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll Daschner einen Kriminal- Hauptkommissar angewiesen haben, dem Verdächtigen zu sagen: "Wenn Sie jetzt nicht reden, dann werden wir Ihnen große Schmerzen zufügen. Wie Sie nie welche hatten, die Sie nie in ihrem Leben vergessen werden." Auch von einem Wahrheits-Serum soll nach dem Bericht die Rede gewesen sein.

Der Frankfurter Vize-Polizeichef Daschner wird in Polizeikreisen als "überaus korrekter Beamter" beschrieben, der eher vorsichtig an seine Fälle herangehe. Nach Stationen in Limburg und als Kripo-Chef in Frankfurt sei Daschner zum Polizei-Vizechef aufgestiegen. Einen Namen habe er sich vor allem als Ermittler bei der Erpressung des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé gemacht. Daschner sowie der Anwalt des Verdächtigen waren am Montag für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Nach einem entsprechenden Hinweis des 27-Jährigen hatte die Polizei am 1. Oktober ein zusammengeschnürtes Bündel mit der Leiche von Jakob an einem Gewässer bei Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) gefunden. Knapp zwei Wochen später, am 14. Oktober, gestand der Beschuldigte die Entführung und Tötung Jakobs von der Planung bis zum Ablegen der Leiche. Als Motiv nimmt die Staatsanwaltschaft Habsucht an. (APA/dpa)