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Dialysegerät

Foto: APA/Andreas Tröscher

Istanbul/St. Pölten - Patienten mit chronischem Nierenversagen können mittels Transplantation oder "Blutwäsche" versorgt werden. Bei letzterem kommt in Österreich vor allem die Hämodialyse in entsprechenden Abteilungen zum Einsatz. Ein zweites Verfahren - die "Bauchfell-" oder Peritonealdialyse - hätte hingegen als schonendere und vergleichsweise günstige Möglichkeit noch großes Potenzial. Das geht aus einer Studie von Klaus Schuster von der Ärztlichen Direktion des Krankenhauses St. Pölten hervor, die auf dem 12. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Peritonealdialyse (ISPD) in Istanbul vorgestellt wurde.

Finanzielles Potenzial

Schuster: "Würde der Anteil der zu Hause durchgeführten Peritonealdialysen, der derzeit in Österreich bei nur neun Prozent aller Nierenersatztherapien liegt, innerhalb von fünf Jahren auf - in anderen Ländern durchaus übliche - 20 Prozent in ganz Österreich angehoben werden, würde dies zu einer totalen Kosteneinsparung von bis zu 21 Millionen Euro innerhalb dieser fünf Jahre, und anschließend zu einer permanenten Kosteneinsparung von 7,5 Millionen Euro pro Jahr führen."

Vorgehensweise zuhause

Bei der Peritonealdialyse füllt der Patient über einen Katheter zu Hause eine Spülflüssigkeit in den Bauch ein, welche die harnpflichtigen Stoffe aus dem Blut aufnimmt. Die Technik gibt es seit langem. Sie muss allerdings vom Patienten speziell erlernt werden. Es bleibt ein Infektionsrisiko beim Handling bestehen. Auf der anderen Seite ist diese Art der Dialyse schonender als die Hämodialyse mit technischen Geräten, bei der die Patienten dreimal pro Woche für jeweils mehrere Stunden in ein Spital gebracht werden müssen.

Studie in Niederösterreich

In der wissenschaftlichen Studie wurden die Krankenakte von 60 nach dem Zufallsprinzip ausgesuchten Patienten (Landesklinikum St. Pölten) untersucht, die für mindestens 18 Monate einer Dialyse unterzogen wurden. Dabei wurden sämtliche anfallenden Kosten und Ausgaben erhoben: Overhead-Kosten, also die anteiligen Spitalskosten, Ausgaben für Medikamente, Transport, Materialien, technische Leistungen, Personal, radiologische Untersuchungen und Labortests sowie Kosten für die Behandlungen von Komplikationen.

Enorme Kostenunterschiede

Das Resultat: Die Kosten für Hämodialyse-Patienten betrugen pro Jahr zwischen 48.100 Euro und 94.100 Euro, die Ausgaben für einen Peritonealdialyse-Patienten lagen zwischen 26.900 und 65.800 Euro. Die durchschnittlichen Jahreskosten betrugen für einen Hämodialyse-Patienten 62.870 Euro, für einen Peritonealdialyse-Patienten hingegen 41.460 Euro.

"Die Hauptursachen für diese enormen Kostendifferenz zwischen den beiden Behandlungsformen sind die Transportkosten, sie betragen pro Jahr für Hämodialyse-Patienten im Durchschnitt 11.584 Euro, gegenüber 1.136 Euro pro Jahr für Peritonealdialyse-Patienten. (...) Die Peritonealdialyse ist im Vergleich zur Hämodialyse mit beeindruckend niedrigen Kosten assoziiert", bilanzierte Schuster.

Vorbild Skandinavien und Niederlande

Insgesamt leiden in Österreich mehr als 350.000 Menschen an einer chronischen Nierenerkrankung. Mehr als 3.500 von ihnen sind auf eine regelmäßige Dialyse angewiesen. Während in den Niederlanden oder in skandinavischen Länder zwischen 20 und 30 Prozent der Dialysepatienten die flexible Methode der Peritonealdialyse anwenden, liegt Österreich bei diesem Verfahren mit einem Anteil von nur neun Prozent unter den europäischen Schlusslichtern. (APA)