Klagenfurt - Im Klagenfurter Landeskrankenhaus ist jetzt ein offener Machtkampf ausgebrochen. Der neue BZÖ-nahe Vorstand der Kärntner Landesspitäler, Dieter Mandl, ist mit seinem Versuch, das LKH-Direktorium in Klagenfurt mit Brachialgewalt auszuwechseln, vorerst gescheitert. Wie berichtet, suspendierte er mit sofortiger Wirkung den kaufmännischen Direktor Herwig Wetzlinger und dessen Stellvertreterin Claudia Scharm-Groicher. Letztere musste er nach einem Gutachten der Landesaufsicht jedoch wieder in ihr Amt einsetzen. Zuvor hatte sie bereits ihr Büro räumen und Mandls Vertrauter Renate Haider Platz machen müssen. Das Gutachten hatte Mandl am Mittwoch ignoriert.
Stattdessen versuchte der Kabeg-Vorstand Donnerstagvormittag gemeinsam mit seinen Vertrauensleuten im restlichen Direktorium eine Mehrheit für die Dienstfreistellung Scharm-Groichers zu finden. Das misslang jedoch. Schon am frühen Morgen hatten sich Scharm-Groicher und der medizinische Direktor Thomas Koperna, der als Nächster auf der Abschussliste Mandls steht, in einem Akt offenen Widerstandes den Medien als legitime Direktoriums-Mitglieder präsentiert.
In der Krisensitzung erklärte Mandl, der bis heute kein belastendes Material gegen Wetzlinger und Scharm-Groicher präsentieren konnte, deren Dienstfreistellungen würde ausschließlich zu "ihrem persönlichen Schutz" geschehen. Sollte es sich bei Mandls vage angedeuteten Verdachtsmomenten um strafrechtlich relevante Fakten handeln, wäre der Kabeg-Vorstand verpflichtet, sofort Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zu erstatten.
Rätselhaft erscheint dabei die Rolle des SP-dominierten LKH-Betriebsrats, der bei der Krisensitzung ebenfalls anwesend war und keine Stellungnahme abgab. Er dürfte bezüglich der Direktoren-Absetzung einen Geheimdeal mit Mandl und Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider eingegangen sein, um damit ein ungeliebtes Organisations- und Personalkonzept für das LKH-Neu zu verhindern.
VP will Absetzung Mandls
Die Kärntner SPÖ schießt hingegen scharf gegen Mandl, dessen Bestellung ihre frühere Parteichefin Gaby Schaunig verhindern hätte können, aber nicht wollte. Der neue SP-Gesundheitsreferent Peter Kaiser verurteilte Mandls Vorgangsweise im Kärntner Landtag als "ungeheuerlich" . SP-Sozialreferentin Nicole Cernic besteht auf der Wiedereinsetzung des gesamten früheren Direktoriums: "Das sind Methoden, die bei uns in Kärnten keinen Platz haben dürfen." Die ÖVP will in der Sondersitzung des Kabeg-Aufsichtsrates am 24. Juli einen Antrag auf Absetzung des Kabeg-Vorstands Mandl einbringen. Lediglich das BZÖ verteidigt Mandl und verweist darauf, dass alle Personalentscheidungen in der Kabeg mit der SPÖ abgesprochen gewesen seien. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 18.7.2008)