Sydney - Papst Benedikt XVI. hat für den Schlussgottesdienst des katholischen Weltjugendtags in Australien am Sonntag die Handkommunion untersagt und den traditionellen Ritus der Mundkommunion angeordnet, der vor der Liturgiereform von 1970 allgemein üblich war. Priester und Pilger, die von ihm direkt das Sakrament der Eucharistie empfangen, sollen sich kniend die Hostie auf die Zunge legen lassen. Dies sei ein Zeichen der Ehrerbietung, sagte der Sprecher des Weltjugendtages, Pater Mark Podesta am Samstag. "Es soll all diejenigen, die zuschauen, daran erinnern, dass dies etwas ganz Besonderes ist." Während der Messe werde auf päpstlichen Wunsch Geheiß das Vaterunser auf Lateinisch gebetet.

Der päpstliche Zeremoniär Guido Marini hatte zuletzt den Vorwurf zurückgewiesen, es gehe dem Kirchenoberhaupt darum, "Vorkonziliares" wieder einzuführen. Der kniende Kommunionempfang bringe die Gegenwart Christi im Altarsakrament besser zum Ausdruck und fördere die Frömmigkeit und den Sinn für das Mysterium. Diese Aspekte seien heute "dringend zu betonen und wiederzuentdecken".

"Wildwuchs"

Als langjähriger Präfekt der römischen Glaubenskongregation hatte sich Kardinal Joseph Ratzinger vor seiner Wahl zum Papst wiederholte Male kritisch zu Auswirkungen der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils geäußert. Der "Wildwuchs" gottesdienstlicher Formen und liturgischer Missbräuche müsse beendet werden. In seinem Buch "Der Geist der Liturgie" warnte er vor "einer zur Show degenerierten Liturgie, in der man die Religion mit modischen Mätzchen interessant zu machen versucht". Er stellte die Bedeutung der Liturgie als vor allem auf Gott ausgerichtet und die ganze Kirche verbindend heraus, sie sei weder eine "Gemeinschaftsfeier" der Gemeinde, noch etwas "Selbstgemachtes".

Die von Benedikt XVI. wieder allgemein zugelassene tridentinische Messe geht auf die Liturgiereform des Konzils von Trient (1545-63) zurück. Im "Missale Romanum" wurde der Ritus 1570 von Papst Pius V. verbindlich für die gesamte katholische Kirche festgeschrieben und über Jahrhunderte unverändert bewahrt. Erst das Zweite Vatikanische Konzil beschloss unter Papst Paul VI. eine neue Form der Gottesdienstfeier, die 1970 in Kraft gesetzt wurde. (APA/dpa)