Hamburg - Der Chef der Continental AG, Manfred Wennemer, hat die Rolle der Banken beim Übernahmeversuch durch den bayerischen Familienkonzern Schaeffler kritisiert. "Ohne Banken hätte sich Schaeffler so nicht an Conti anschleichen können", sagt Wennemer dem "Spiegel" laut Vorabbericht vom Samstag. Dies sei mit seinem "Verständnis von Fairplay nicht vereinbar", fügte der Continental-Chef hinzu. Enttäuscht zeigte sich Wennemer besonders von der Dresdner Bank, die dem Magazin zufolge die Hausbank von Conti ist, Schaeffler aber bei dem Übernahmeversuch geholfen hat. "Für manche Banken scheint im Moment die Einmalprovision wichtiger als die langfristige Beziehung", sagte Wennemer.
Der Conti-Chef kritisierte auch die Rolle der Investmentbank Merrill Lynch. "Man fragt sich schon, warum die Analysten von Merrill Lynch, die offenbar den Deal für Schaeffler strukturiert hat, auf einmal die Conti-Aktie von 'buy' auf 'hold' abgewertet haben." Der Schaeffler-Gruppe warf Wennemer vor, ihre Methoden seien "rabiater als die manches Hedgefonds". Finanzinvestoren hätten sich gemeldet, bevor sie Aktien kaufen wollten. Schaeffler habe dagegen lediglich mitgeteilt, man habe jederzeit Zugriff auf 36 Prozent der Aktien.
"Pistole an den Kopf"
"Man setzt uns einfach die Pistole an den Kopf", sagte Wennemer, der sich gleichwohl zu Gesprächen mit Maria-Elisabeth Schaeffler bereit erklärte. "Ich kann nur an Frau Schaeffler appellieren: Lassen Sie uns vernünftig über eine Beteiligung von 20 Prozent reden." Wer die "faktische Kontrolle" übernehmen wolle, der müsse "einen fairen Preis zahlen".
Nach "Spiegel"-Informationen will sich die Schaeffler-Gruppe mit einem Anteil von knapp unter 50 Prozent an Conti zufriedengeben. Hintergrund sei, dass die Banken im Falle eines Eigentümerwechsel bei dem Automobilzulieferer Kredite des Unternehmens über insgesamt elf Milliarden Euro kündigen könnten. Die Schaeffler-Gruppe müsse nach einer Machtübernahme dann mit den Banken über neue Konditionen verhandeln, die mit großer Wahrscheinlichkeit schlechter ausfielen. (APA)