Bei Big Little Planet und Spore (kl. Bild) kann sich jeder Spieler seine eigene Welt samt zugehörigen Wesen erschaffen.

Foto: Sony

Die mittlerweile umsatzstärkste Unterhaltungssparte - vor Musik und Filmen - drängt aus ihrer lang besetzten Nische. Einer PricewaterhouseCooper-Studie zufolge sollen mit Spielen für PC und Konsolen heuer ein Umsatz von weltweit 48 Milliarden Dollar (30,3 Mrd. Euro) erreicht werden.

Es spielt keine Rolle

Ob alt oder jung, männlich oder weiblich, es spielt keine Rolle mehr, jede Zielgruppe wird mittlerweile von der elektronischen Spielebranche angesprochen. Vier Tage lang zeigten auf der Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles die Hersteller, womit sich die Spielercommunity in der nächsten Saison die Zeit vertreiben kann.

Die großen Studios trachten mit intuitiven Konzepten und familientauglichen Geschichten die Masse für sich zu gewinnen. Egoshooter und Actionspiele gehören zwar weiterhin zu den gefragten Klassikern, das Gros der Kassenschlager ist aber zunehmend friedlicher Natur.

Musik bleibt ein Trend

Die japanische Nintendo löste 2006 mit ihrer Konsole Wii den "Familien"-Boom aus. 2008 lanciert der für Egoshooter bekannte Xbox-Hersteller Microsoft sein bisher größtes Partyspiel-Portfolio. Mit Karaoke fürs Wohnzimmer, "Lips" getauft, schlägt Microsoft nicht nur in dieselbe Kerbe wie ihr japanischer Konkurrent Sony, sondern folgt auch dem größten Trend des Jahres - Musik. Bei Nintendo heißt das Pendant "Wii-Music", bei dem mit einfachen Handbewegungen 50 Instrumente erlernt werden können. Die Dritthersteller Activision und Harmonix bringen Nachfolger zu ihren populären Titeln "Guitar Hero" und "Rock Band".

Kleiner Planet, ganz groß

Ähnlich kreativ geht es bei zwei der größten Hoffnungsträger des Jahres zur Sache. In "Little Big Planet" jagt der Spieler allein oder in der Gruppe Sackboy genannte Puppen über Stock und Stein und muss dabei knifflige Aufgaben lösen. Nicht nur die Figuren lassen sich jederzeit nach Belieben gestalten, sondern auch Levels, die dann der Allgemeinheit zum Download angeboten werden können.

In "Spore" hingegen darf der Spieler ein klein wenig in die Gott-Rolle schlüpfen und seine eigene Spezies erschaffen. Diese gilt es dann zu vermehren und zu zivilisieren - fremde Kreaturen werden unterjocht. Ziel ist die Eroberung des Universums und schlussendlich die Allmacht.

Nervenaufreibend

Thriller- und Abenteuer-Spiele werden in den kommenden Jahren noch nervenaufreibender. Dafür sorgt neben immer detaillierter gezeichneten virtuellen Realitäten auch die Simplifizierung der Anzeigenelemente. In "Mirror's Edge" bestreitet der Spieler als rebellierende "Runnerin" Faith wilde Verfolgungsjagden über die Dächer einer Orwell'schen Zukunftsstadt. Dabei geht es nicht ums Ballern, hier stehen Akrobatik und Geschwindigkeit im Vordergrund. Das Besondere: Der Spielablauf findet in der Ego-Perspektive statt.


Spielerische Vernetzung

Praktisch allen neuen Schöpfungen gemein ist die Vernetzung der Spieler. Ob für Konsole oder PC, kaum ein Entwickler spart Online-Funktionen aus. In den kommenden Monaten werden Spieler zu konkurrierenden Comic-Superhelden (etwa in "DC-Universe Online") und liefern sich trickreiche Gefechte als Geheimagenten (wie in "The Agency"). "Mit "Fable 2" erlebt man als Kind einen Schicksalsschlag und wählt, ob man als Erwachsener gut oder böse wird. Die Welt verändert sich stets mit den getroffenen Entscheidungen. Andere Spieler, die ebenfalls durchs Universum wandern, können an bestimmten Stellen in das Schicksal des Spielers eingreifen.

Die Fusion von Home-Entertainment und Spielen schreitet weiter voran, die Ausstattung der Konsolen wird erweitert. Die PS3 bekommt vorerst in den USA einen Download-Store für Filme und Serien. Die Xbox 360 erhält ein Redesign der Benutzeroberfläche, um zugänglicher für den Breitenmarkt zu werden. Die bewegungssensitive Wii-Steuerung wird 2009 durch ein Zusatzmodul verfeinert.(Zsolt Wilhelm aus Los Angeles)