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Erster Präsident der  Republik, Ram Baran Yadav.

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Kathmandu/Wien - Das Ergebnis war noch gar nicht offiziell, da herrschte schon Jubelstimmung unter den Mitgliedern der Nepalesischen Kongresspartei (NC). Ihr Kandidat Ram Baran Yadav wurde bei der Stichwahl am Montag zum ersten Präsidenten Nepals gewählt. Der Himalayastaat hatte erst im Mai seine 240-jährige Monarchie abgeschafft und den Weg zu einer Mehrparteien-Demokratie eingeschlagen. Wie bereits bei den Parlamentswahlen im April, kam es auch bei der Präsidentschaftswahl vergangenen Samstag zu überraschenden Wendungen.

Denn bis kurz vor der Abstimmung in der konstituierenden Nationalversammlung schienen alle Vorzeichen auf einen Sieg Ramraja Prasad Singhs hinzuweisen, der von den Maoisten nominiert worden war. Die maoistische CPN hatte sich ursprünglich mit den Vereinten Marxisten und Leninisten (UML) darauf geeinigt, einen gemeinsamen Kandidaten für Präsidentschaft und Vizepräsidentschaft stellen zu wollen. Doch zu einer Entscheidung, wer nominiert werden sollte, konnten sie sich nicht durchringen. Die UML brach vor dem ersten Wahldurchgang vergangene Woche mit der CPN und schloss sich mit der Kongresspartei und dem Madhesi Janadhikar Forum (MJF) zu einer "Demokratischen Allianz" zusammen. Auch das MJF hatte sich aufgrund von Uneinigkeiten mit den Maoisten dazu entschlossen, den NC-Kandidaten Yadav zu unterstützen. Während Experten also einen Sieg Singhs und eine knappe Entscheidung bei der Ernennung des Vize-Präsidenten vorausgesagt hatten, kam es genau umgekehrt.

Vize-Präsident wurde mit klarer Stimmenmehrheit der vom MJF eingesetzte Kandidat Parmananda Jha. Hingegen schaffte keiner der Präsidentschaftskandidaten die entscheidende Hürde von 298 Stimmen. Yadav ging aber als Favorit in die Stichwahl und erhielt schließlich 308 von 590 abgegebenen Stimmen, sein Konkurrent kam auf 280. Für die Maoisten, die bei den Parlamentswahlen als stärkste Kraft hervorgegangen waren, eine schmerzhafte Niederlage. Zwar sollen sie mit Pushpa Kamal Dahal, genannt Prachanda, den Premier stellen, doch hatten sie angedroht sich nicht an einer Regierung beteiligen zu wollen, würde die Präsidentschaftswahl nicht zu ihren Gunsten ausfallen.

Der Mediziner Ram Baran Yadav war unter Premier Girija Prasad Koirala Gesundheitsminister und bis zuletzt Generalsekretär des NC. "Nun gibt es einen Machtausgleich im Staat" , sagt der Herausgeber der Nepali Times, Kunda Dixit zum Standard. Es sei wichtig, dass der Präsident als Armeechef nicht auch von den Maoisten gestellt würde, vor allem weil diese noch über eine eigene "Armee" - die früheren Aufständischen - verfügten. Yadav wird auch zugetraut, die ethnischen Spannungen zwischen den Madhesi im südlichen Tiefland und den Pahadi in den Hügelregionen auszugleichen. Denn Yadav ist selbst Madhesi. "Seine Wahl kann die Kluft zwischen den Hügeln und der Ebene überbrücken" , so Dixit. Eine bessere Wahl hätte man nicht treffen können.

Dixit ist sich auch sicher, dass die Maoisten, die im Moment "schlechte Verlierer" spielen würden, dennoch einlenken und die Regierung stellen werden. "Sie haben das Recht dazu." Und es gebe einen sehr starken internationalen Druck von Indien, China, Europa und den Vereinigten Staaten. (Marina Wetzlmaier/DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2008)