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Melzer, ein Finalist.

Foto: Reuters

Kitzbühel - Jürgen Melzer steht vor dem größten Erfolg seiner Karriere. Der Tennisprofi aus Niederösterreich gewann am Samstag sein Halbfinalspiel bei den mit 571.000 Euro dotierten 63. Austrian Open gegen den italienischen Vorjahresfinalisten Potito Starace 6:4,6:7(6),6:3 und steht erstmals in Kitzbühel im Finale. Nur noch der Argentinier Juan Martin Del Potro, der vor einer Woche in Stuttgart gewonnen hat, kann am Sonntag (14.00 Uhr) den zweiten Turniersieg des Österreichers verhindern.

Fulminanter Start

Melzer startete trotz gesundheitlicher Probleme fulminant mit einem Break in die Partie und kontrollierte den ersten Satz. Auch der zweite begann mit einem Break für den ÖTV-Daviscup-Spieler. Melzer hätte nur noch zum 6:4 ausservieren müssen, doch da gelang Starace das Rebreak. "Dass ich einmal ein Break kassieren würde, war mir klar, aber dieses kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt", sagte Melzer.

Im Entscheidungsdurchgang eröffnete Starace, 61. der Welt, mit einem Break, Melzer konterte aber umgehend. Nachdem der in Wien geborene Deutsch-Wagramer neuerlich ein Break zum 3:1 geschafft hatte, kontrollierte er das Spiel und setzte bei heißem Wetter nach 2:04 Stunden mit einem Ass den Schlusspunkt zum 6:3. "Das war schon ein sehr gutes Tennis", sagte Melzer, der mit seinem Serve- und Volley-Spiel den Italiener nicht mehr in die Partie kommen ließ und auch eine starke Empfehlung für eine Olympia-Nominierung abgab.

Glück und Pech

"Ich bin froh, dass ich noch den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte", atmete Melzer nach dem Match durch. Der Finaleinzug sei aber nicht auf Glück zurück zu führen gewesen. "Es war Pech, dass die Partie über drei Sätze ging." Seinen ersten und einzigen ATP-Turniersieg feierte Jürgen Melzer 2006 in Bukarest (ROM) gegen Filippo Volandri (ITA). Es war der bisher 58. und letzte Titelgewinn eines Österreichers auf der ATP-Tour.

"Den Matchball von Bukarest werde ich nicht vergessen", erinnert sich Melzer. In einem Golden-Series-Finale wie jetzt in Kitz ist Melzer aber noch nie gestanden. "Trotzdem hoffe ich, zum Abschluss in Kitzbühel zu gewinnen, nachdem ich hier fünf Jahre schlecht gespielt habe."

Im Finale trifft Melzer auf den 19-jährigen Argentinier Juan Martin Del Potro, der den Rumänen Vicotor Hanescu in zwei Sätzen eliminierte. Nicht unbedingt das Wunschlos von Melzer. "Weil ich gegen ihn bisher zwei Mal spielte und beide Male verlor." Gegen Hanescu wäre die Bilanz mit 3:3 ausgeglichen.

Auf Musters Spuren

Melzer ist nach Thomas Muster erst der zweite Österreicher in der neueren Geschichte der Austrian Open, der in Kitzbühel im Finale steht. 1993 sicherte sich Muster den Titel durch einen Finalsieg gegen den Spanier Javier Sanchez. Zwei Jahre später verlor Muster das Kitz-Finale gegen Alberto Costa in fünf Sätzen.

Doch bevor Melzer über den Finaleinzug jubeln konnte, hatte er noch große Probleme. "Ich muss mir irgendetwas eingefangen haben", berichtete der 27-Jährige, der in Kitzbühel von seinen Eltern und dem Bruder begleitet wurde. "Als ich in der Früh aufstand, musste ich erbrechen und hatte Magenkrämpfe." Statt Lockerungsübungen schlief er nochmals eine Stunde. "Dann ging es etwas besser."

Auch Daviscup-Kapitän Gilbert Schaller war begeistert: "Mir hat gefallen, wie sich Jürgen im dritten Satz zurückgekämpft hat. Früher hat er solche Partien oft hingeschmissen." Und Schaller traut seinem Spieler jetzt den Turniersieg zu. "Das wäre dann der Höhepunkt. Melzer hat die ganze Woche schon perfekt Eigenwerbung gemacht. Ich hoffe das IOC berücksichtigt seine Superform. Er ist ein Medaillenkandidat für Olympia", sagte Schaller. (APA)