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Belgrad möchte Milivoj Asner den Prozess machen.

Foto: AP/Eggenberger

Belgrad - Serbien werde die Auslieferung des in Klagenfurt lebenden und in Kroatien als Kriegsverbrecher gesuchten Milivoj Asner (95) beantragen. Dies berichtete am Wochenende die Belgrader Tageszeitung "Blic". Der Kroate Asner solle für Massenmorde an Juden, Serben und Roma während des Zweiten Weltkriegs im kroatischen Pozega verantwortlich gemacht werden. Das Belgrader Gericht für Kriegsverbrechen bestätigte dem Sender "B-92", dass Beweise im Fall Asner gesammelt würden, um ein Verfahren in Serbien durchführen zu können. Ebenso würden Informationen im Fall Peter Egner gesammelt.

Der 95-Jährige Asner lebe heute unter dem Namen Georg Aschner "frei in Österreich, obwohl er für monströse Verbrechen verantwortlich" sei, schrieb der Belgrader Sender B-92 am Samstag auf seiner Homepage.

Rüstiger Eindruck

Das britische Boulevardblatt "Sun" hatte den seit Jahren schwelenden Fall Asner Mitte Juni, während der EURO 2008, mit Fotos, auf denen der 95-Jährige einen rüstigen Eindruck macht und durch die Klagenfurter Innenstadt spaziert, erneut ins Rollen gebracht. Asner werden schwere Verbrechen an Serben, Juden und Roma während des faschistischen kroatischen Ustascha-Regimes im Zweiten Weltkrieg vorgeworfen. Er rangiert auf der aktuellen Liste der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums als ehemaliger Polizeichef von Pozega auf Platz vier.

Eine Auslieferung Asners an seine Heimat Kroatien, wo ein Gerichtsverfahren gegen ihn läuft, ist bisher an mehreren österreichischen Gutachten gescheitert, die ihm Verhandlungs- und Vernehmungsunfähigkeit wegen Demenz attestieren.

Von den US-Behörden verlange Serbien die Auslieferung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Peter Egner, schrieb "Blic". Das US-Justizministerium hatte vorige Woche ein Verfahren zum Entzug der US-Staatsbürgerschaft für den ehemaligen Gestapo-Angehörigen in Belgrad eingeleitet. Zwischen April 1941 und September 1943 soll Egner an den Morden von rund 17.000 Zivilisten, vorwiegend Juden, Serben und Roma, in Belgrad beteiligt gewesen sein. Die meisten Morde wurden im deutschen KZ-Lager "Sajmiste", das auf dem Messegelände am linken Save-Ufer errichtet wurde, verübt.

Der in Seattle ansässige 86-jährige Egner lebt seit 1960 in den USA, wo er sechs Jahre später die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Den US-Einwanderungsbehörden soll er damals allerdings seine einstige Gestapo-Angehörigkeit verschwiegen haben. Egner bestritt unterdessen gegenüber "Blic", dass er Kriegsverbrechen begangenen habe. Er bereue aber nicht, dass er als Volksdeutscher in der deutschen Armee diente.

Die neue serbische Justizministerin Snezana Malovic erklärte gegenüber Medien, dass Kriegsverbrechen nicht verjähren und ihr Ministerium in den Fällen Asner und Egner rasch handeln werde. (APA)