Wien - ÖFB-Teamstürmer Erwin "Jimmy" Hoffer hat Österreichs Fußball-Meister Rapid Wien vor einem völlig verpatzten Saisonstart bewahrt. Der 21-Jährige traf im einzigen Samstagsspiel der 3. Bundesliga-Runde gegen Austria Kärnten erst in der 95. Minute zum erlösenden 1:0 und machte damit den ersten Sieg für die "Grün-Weißen", die nun bei vier Zählern halten, perfekt. "Die drei Punkte waren wichtig, eine Erlösung", sagte Kärnten-Schreck Hoffer nach seinem ersten Saisontreffer.
"Es war ein wichtiger Sieg"
Für den pfeilschnellen Stürmer war der Treffer eine doppelte Befreiung, hatte er doch alleine im vergangenen Heimspiel gegen Salzburg fünf Topchancen ausgelassen. "Es war ein wichtiger Sieg, wir haben gewusst, dass wir die drei Punkte unbedingt brauchen", sagte Hoffer. Die Entstehungsgeschichte des Siegestors war übrigens gleich wie beim 2:1-Erfolg in der 34. Runde der Vorsaison, nur mit dem Unterschied, dass diesmal Kavlak anstelle des zu Frankfurt abgewanderten Korkmaz (damals in der 86. Minute) von der linken Seite den Querpass, den Hoffer aus kurzer Distanz nur mehr verwerten musste, gegeben hatte. "Ich habe mich an das Tor sofort erinnert, es ist aber egal, wie es gefallen ist", so Hoffer, mit dem Nachsatz: "Wir haben gewusst, dass wir bis zur letzten Minute an den Sieg glauben müssen."
Der fünffache ÖFB-Teamspieler avancierte damit zu einem richtigen Kärnten-Schreck. Auch beim 2:0-Auswärtssieg in der 24. Runde hatte Hoffer die Klagenfurter mit einem Last-Minute-Doppelpack (80., 84.) k.o. geschossen. "Ich kann ihn schon nicht mehr sehen", sagte deshalb auch Kärnten-Goalie Andreas Schranz, nachdem er zum vierten Mal in drei Duellen von Hoffer bezwungen worden war.
Beinahe-Fehlstart
Die Wiener entgingen damit nur knapp einem Fehlstart, was auch Kapitän Steffen Hofmann bestätigte. "Bei einem 0:0 wäre es ein missglückter Saisonstart gewesen. Jetzt haben wir vier Punkte, wir wollten natürlich mehr, aber wir hatten drei starke Gegner und müssen daher auch damit leben. Auch wenn es nicht zufriedenstellend ist", so der 27-Jährige.
Das Glück stand dem Rekordmeister jedenfalls wie in der Meistersaison zur Seite. "Es hat der Glücklichere gewonnen", betonte Abwehrspieler Andreas Dober. Und Rapid-Coach Peter Pacult fügte hinzu: "Kärnten hat sehr gut gespielt, hätte sich etwas verdient." Der Wiener war mit der Leistung seiner Mannschaft trotz des Sieges nicht wirklich zufrieden. "Der Raum war nicht da, die Spieler sind mit der engen Manndeckung nicht zurechtgekommen. Der eine oder andere Spieler ist auch noch nicht so in Form", resümierte der Meistertrainer.
Unsicherheitsfaktor Katzer
Vor allem ÖFB-Teamspieler Markus Katzer blieb neuerlich deutlich hinter den Erwartungen zurück, war ein ständiger Unsicherheitsfaktor. "Er hat letztes Mal in der zweiten, diesmal in der ersten Minute einen Fehler gemacht, da fragt man sich schon, ob so ein Spieler in der Spielerbesprechung nicht aufpasst", kritisierte Pacult. Der 48-Jährige hatte schon in der Anfangsphase den jungen Stephan Palla zum Aufwärmen geschickt und daran gedacht Katzer vorzeitig vom Feld zu nehmen. "Viel hätte nicht mehr passieren dürfen", gab Pacult zu.
Allerdings sei auch positiv gewesen, dass sich Katzer danach wieder hineingearbeitet habe. Warum der Rapid-Coach trotz fehlender Form an Katzer bisher festhielt, konnte er erklären: "Wir sind ja mit diesen Spielern Meister geworden. Man muss die Geduld haben, Spieler, die nicht so in Form sind, auf dem Platz zu lassen. Denn wie sollen sie sonst Selbstvertrauen bekommen?", fragte Pacult.
Hättiwari
Die Klagenfurter waren jedenfalls vor allem vor der Pause die deutlich gefährlichere Mannschaft und hätten auch in Führung gehen müssen. "Wir hatten so viele Chancen, wie du sie im Hanappi-Stadion normal in drei Partien nicht bekommst", sagte Schranz. Ähnlich sah es der starke Zlatko Junuzovic, der ständig für Gefahr sorgte: "Wir hätten die Partie gewinnen müssen, es kann nicht sein, dass wir die Punkte da liegen lassen."
Die Kärntner hatten mit Riedl überraschend auf einen Libero sowie auf eine enge Manndeckung der beiden Stürmer Maierhofer und Hoffer, als auch der äußeren Mittelfeldspieler Hofmann und Boskovic gesetzt und die Räume sehr eng gemacht und überzeugten mit einer soliden Defensivleistung. Die Rapidler hatten große Probleme sich damit zurechtzufinden. "Da hinter den Manndeckern noch ein Stopper war, war es sehr schwer für uns", merkte Goldtorschütze Hoffer an.
"Rapid hat einen schnellen Ben Johnson"
Schinkels hatte sich für diese Taktik vor allem aufgrund des schnellen Hoffers entschieden. "Rapid hat einen schnellen Ben Johnson, da muss man sich etwas einfallen lassen", begründete der gebürtige Rotterdamer. Vor allem aufgrund "des langsamen Chaile", sei es wichtig gewesen, mit Libero Riedl noch "ein Schloss auf der Türe zu haben". Schinkels, der mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden war ("Wir haben uns wie gegen die Austria auswärts in Wien gut präsentiert"), hatte den Großteil der zweiten Hälfte von der Tribüne aus verfolgen müssen, nachdem er vom Schiedsrichter, nach Intervention des vierten Offiziellen Roland Braunschmidt, auf die Tribüne verbannt worden war.
"Der vierte Mann ist immer lästig, kommt immer her. Derweil muss ich ja für frischen Schwung sorgen, wenn meine Jungs nicht aggressiv sind. Dafür werde ich ja bezahlt", rechtfertigte sich der Ex-Austria-Coach. Vor dem Gang auf die Tribüne hatte Schinkels selbst Schiri Hofmann die Rote Karte, die er genauso wie eine Gelbe bei den Spielen immer eingesteckt hat, gezeigt. "Mein Vater hat immer gesagt, dass ich nicht schimpfen darf. Deshalb habe ich die Karten dabei, um dem Schiedsrichter zeigen zu können, was ich von der Aktion halte", erklärte der Kärnten-Trainer, der auch die Schiedsrichterleistung kritisierte. "Die Schiedsrichter haben riesigen Respekt, wenn sie hier pfeifen."
Die Wiener gingen damit auch im fünften Duell mit der Austria aus Kärnten als Sieger vom Platz. Von der Meisterform sind sie aber noch deutlich entfernt. "Es war sehr schwierig, holprig. Wir müssen uns derzeit jeden Sieg hart erarbeiten", betonte Rapid-Sportdirektor Alfred Hörtnagl. (APA)