Vigo - Umweltschützer und Wissenschaftler schlagen seit Jahren Alarm: Vielen Fischarten in europäischen Gewässern droht das Aussterben. Und auch wenn die Europäische Union seit Jahren den Fangflotten genaue Auflagen über Menge, Netzgröße und Arbeitstage macht, sind Gefahren der Überfischung akut. Aktuell geht es vor allem um den roten Thunfisch. Die EU-Kommission verfügte angesichts der dramatischen Lage im Juni einen Fangstopp für industrielle Fischerei.

Nur wer kontrolliert auf hoher See, dass sich auch alle daran halten? Die Europäische Fischereiaufsichtsagentur (CFCA), die am Samstag an ihrem neuen offiziellen Sitz in der spanischen Hafenstadt Vigo die Arbeit aufgenommen hat. Sie soll die Anstrengungen der Mitgliedstaaten im Kampf gegen die Schwarzfischer koordinieren, die Schäden in Millionenhöhen anrichten und die Natur nachhaltig schädigen.

Inspekteure

Ein Mann in den Diensten seines Landes und der CFCA ist Frederico Garcia Castro, der Kapitän der Fregatte "Tarifa", die in Vigo im Hafen liegt. "Wir zaubern nicht gerade ein Lächeln auf das Gesicht der Fischer, wenn wir ankommen", sagt der Marinekapitän. Denn er und seine rund 30-köpfige Mannschaft haben zwei Passagiere an Bord, die den Fischern mächtig Schwierigkeiten machen können: Inspekteure des Fischereiministeriums in Madrid.

"Wir müssen stärker kontrollieren - sonst sind unsere Meere bald leer gefischt", sagt der Chef der spanischen Aufsichtsbehörde, José Navarro Garcia, der den Kollegen der europäischen Behörde zuarbeitet. "Und dann ist auch den Fischern die Lebensgrundlage entzogen." Allein in den vergangenen zehn Jahren ging der Bestand des roten Thunfisches nach Angaben der Aufsichtsbehörde um fast ein Drittel zurück.

Darf ein Boot überhaupt in den Gewässern fischen? Sind die Netze auch durchlässig genug für Jungfische? Welchen Fisch hat der Kutter an Bord gezogen, vielleicht verbotenen Thunfisch? Das alles versuchen die Kontrolleure, mit modernen Technik auf dem Meer zu klären. Es ist ein harter Job, den Castro rund 140 Tage im Jahr mit seiner Mannschaft auf See macht. Die Bilanz aller rund 2500 Kontrollen allein in Spanien im Jahr 2007: 800 Verstöße.

Vieles seien kleinere Sachen, erzählt der Kapitän. Wenn etwa schon eine Leiter fehlt, damit die Inspekteure an Bord kommen können, sei dies ein kleiner Verstoß. Die Fischer müssten auch aufwendigen Papierkrieg leisten, was im Stress eines Arbeitstages schon mal vergessen werde. Aber es reicht für einen Bericht der Inspekteure an das Fischereiministerium.

Angesichts der Preisexplosion für Schiffsdiesel und harter Konkurrenz kämpften viel Fischer derzeit um die Existenz - und versuchten manchmal verzweifelt, den Kontrollen zu entkommen. Manche Schiffe etwa reagierten einfach nicht auf den Funk der "Tarifa", berichtet der Kapitän. Andere versuchten, sich noch schnell ein paar Meilen weiter in legale Gewässer zu retten, wenn sie zuvor in verbotenen Seegebieten gewildert hätten. Fischer tauschten ihren Fang untereinander aus, um nicht über ihre erlaubte Fanghöchstmenge zu kommen.

Die "Tarifa" ist jedoch für die Jagd auf Schwarzfischer gut gerüstet: Ein Helikopter beobachtet die Boote aus der Luft mit drei Kameras. "Wir können sie aus fünf Kilometer Entfernung beobachten - und die Fischer merken es gar nicht", erklärt Kapitän Garcia Castro. Und auch sonst ist das Boot für alle Eventualitäten ausgestattet. An Bord ist ein Arzt, ein OP-Raum, und eine Maria-Figur mit Jesuskind wacht im Steuerraum.

Erwischen die Inspektoren der "Tarifa" Fischer bei großen Vergehen, wie etwa beim Fischen in fremden Hoheitsgewässern oder bei massiven Verstößen gegen die erlaubte Fangmengen, wird es teuer. Ein Fischerboot aus Marokko, das in spanischen Gewässern seine Netze auswerfe, müsse mit einer Strafe von bis zu 60 000 Euro rechnen, erklärt der Generaldirektor im spanischen Fischereiministerium, Fernando Curcio. Wer vor dem Fangverbot zehnmal so viel Thunfisch aus dem Wasser holte als erlaubt war, musste nach seinen Worten bis zu 300.000 Euro Strafe zahlen (APA/dpa)