Wien - Humor ist immer nur Ansichtssache und nicht wirklich objektivierbar. Das gilt für den österreichischen Fußball im Allgemeinen und für jenen konkreten, der am Samstagabend im Hanappi-Stadion zwischen Rapid und Austria Kärnten gespielt wurde. Frenkie Schinkels, der Trainer der Gäste, dem ein sonniges Gemüt nicht abzusprechen ist, war schlussendlich und nach der 0:1-Niederlage von seiner eigenen Lustigkeit nicht mehr restlos überzeugt.


Der Witz begann und endete auch in der 50. Minute. Schinkels wurde auf die Tribüne geschickt, der vierte Schiedsrichter, Herr Roland Braunschmidt, hatte das permanente Gequatsche des Trainers satt. Er verpetzte diesen bei seinem Chef Louis Hofmann, der hat es in der Bundesliga schon zum ersten Schiedsrichter gebracht. Kraft seines Amtes verwies er den Coach mit dazugehöriger Handbewegung von der Bank, Schinkels zückte daraufhin ein rote Karte, die er bei der Arbeit in der Hosentasche trägt (eine gelbe übrigens auch). Gott, was haben 15.400 Zuschauer gelacht. Schinkels klärte später den Scherz auf, lieferte somit den Beleg, dass diese Aktion als nicht extrem gelungen in die Geschichte eingehen wird. "Mein Vater hat immer gesagt, dass ich nicht schimpfen darf. Deshalb habe ich die Karten dabei, um dem Schiri zeigen zu können, was ich von der Aktion halte." Abgesehen davon seien die vierten Männer generell humorlos und lästig. "Ich will nur meine Arbeit machen."

Was Rapid geboten hat, war auch nicht gerade witzig. Erwin Hoffer erzielte das Tor erst in der 95. Minute. Die Kärntner waren bis dahin fast das bessere Team, aber auch das ist Geschmackssache. Die Behauptung, es sei der glücklichste Sieg der Vereinsgeschichte gewesen, wäre doch eine leichte Übertreibung gewesen. Hoffer: "Die drei Punkte waren wichtig, eine Erlösung. Wir haben bis zum Schluss an uns geglaubt." Kapitän Steffen Hofmann sagte, wichtig sei das Resultat gewesen, "Siege zählen auch, wenn sie mit Bauchweh erreicht wurden" . Es war Rapids erster Erfolg im dritten Spiel. "Man hätte besser starten können." Sportdirektor Alfred Hörtnagl stimmte zu: "Zäh und holprig. Über den Willen werden wir aber zur spielerischen Linie finden."

Nicht schon wieder

Hoffer ist quasi ein Kärnten-Spezialist, es war sein viertes Tor in den jüngsten drei Begegnungen. Schinkels sagte im halben Scherz: "Der ist schnell wie Ben Johnson." Andreas Schranz, der Austria-Goalie, sprach im ganzen Ernst: "Ich kann Hoffer nicht mehr sehen."
Rapids Trainer Peter Pacult hat indes seine psychologische Ader entdeckt. Nach ein paar Minuten ließ er Stephan Palla aufwärmen, damit Markus Katzer unter Druck gerät. "Beim nächsten Fehlpass hätte ich ihn ausgetauscht. Er hat sich aber reingearbeitet." Er, Pacult, werde nichts ändern (diesbezüglich ist er also humorlos): "Wir sind mit diesen Leuten Meister geworden. Man muss die Geduld haben, Spieler, die nicht so in Form sind, auf dem Platz zu lassen. Denn wie sollen sie sonst Selbstvertrauen bekommen?"  (Christan Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 21.7. 2008)