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Internetkino: immer noch ein hindernisreiches Unterfangen.

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Was für Musik mittlerweile gang und gäbe ist, hat für Filme und Fernsehserien den großen Durchbruch erst noch vor sich: die Verbreitung von Inhalten über das Internet. Immer noch sind die Wünsche hier größer als die Wirklichkeit, dennoch: Der runde Silberling wird nicht mehr die einzige Form sein, sich Kino in die eigenen vier Wände zu holen.

Das Versprechen heißt: Video on Demand. Sehen, was man will und wann man es will, ohne dafür vors Haus treten zu müssen. Alles, was man braucht, sind eine Breitbandleitung und ein PC. Das klingt einfach - die Wirklichkeit sieht komplizierter aus. Das Angebot hat gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen, die meisten davon sind hausgemacht.

Da sind, erstens, die digitalen Kopierschutzsysteme, die verhindern sollen, dass Filmdateien unrechtmäßig kopiert werden. Da viele Video-on-Demand-Unternehmen dabei auf Schutztechnik von Microsoft setzen, sind Apple- und Linux-Rechner von vornherein vom Angebot ausgeschlossen.

Manche Anbieter schaufeln sich mit einer restriktiven Rechtepolitik ihr eigenes Grab: Das Unternehmen in2movies etwa erlaubte in seiner "Download to own"-Lizenz zwar, einen erworbenen Film beliebig oft abzuspielen - allerdings war die Brennoption nicht vorgesehen, das heißt, der Film konnte die Festplatte des PCs nicht verlassen. Das wurde von Kunden nicht honoriert: Seit Juni findet man auf der Website von in2movies keine bunten Logos und Filmtrailer mehr, sondern die lapidare Feststellung: "Dieser Dienst wurde eingestellt."

Zweites sind Online-Videotheken, was ihre Titelauswahl angeht, immer noch schlechter aufgestellt als reguläre Videotheken. Sucht man das Repertoire nach bestimmten Titeln durch, fällt jedoch auf, wie sehr sich die Auswahl an kurzfristiger Aktualität orientiert. Es ist eben nicht wie im Internetbuchhandel, wo die virtuellen Buchregale, in die echte Welt übertragen, gerade mal in einem Wolkenkratzer Platz finden würden. Drittens sucht man die bei DVDs üblichen Extras vergeblich, obwohl man für Filme im "Pay per View"-Verfahren vier bis fünf Euro hinlegen muss.

Die Video-on-Demand-Unternehmen können sich also zum Großteil selbst zuschreiben, dass ihr Geschäftsmodell bislang nicht so recht zünden wollte. Aber selbst wenn die Online-Videotheken ihr Angebot liberaler und preislich attraktiver gestalten würden, gäbe es immer noch eine Schwelle, die sich durch keine noch so gut gemeinte Geschäftspolitik einebnen lässt: die menschlichen Sinne.

Denn in der Diskussion um die Verbreitung von geistigem Eigentum über das Internet wird die Tatsache übersehen, dass unsere Augen einen anderen Input brauchen als unsere Ohren. Gewiss: Im Computer sind alle Daten Nullen oder Einsen. Für Menschen jedoch müssen sie in unterschiedlicher Gestalt vorliegen. Um eine für unser Ohr akzeptable Akustik zu produzieren, braucht es nicht mehr als einen Ohrstecker. Unsere Augen jedoch brauchen ein ungleich größeres Ausgabegerät. Was wir herunterladen, muss auch anschließend mobil sein können.

Man möchte seine Musik mit sich mitnehmen. Ins Auto, zum Joggen, auf Reisen. Derart leicht kann man seinen Lieblings-Blockbuster eben nicht mit sich führen. Es sei denn, die Entwicklungsabteilungen der Elektronikkonzerne geben uns endlich, was uns in Mission Impossible schon viel zu lange versprochen wurde: die Brille mit eingebautem Monitor. Aber die Dinger zerstören sich ja bekanntlich von selbst. (Dietmar Kammerer, DER STANDARD - Printausgabe, 21.07.2008)

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