Nickelsdorf - Es war fast wie immer. Vertraute Gesichter vor und auf der Bühne, facettenreiche Klänge: Die "Konfrontationen" gerierten sich so, wie man sie schätzt - als Ort der Begegnung, als Refugium des Risikospiels, als Podium für Klangideen. Und doch war da auch ein Aufatmen spürbar, eine Ruhe nach dem Sturm. Fast wäre nach der konkursbedingten Schließung der Jazzgalerie all das, was hier in über 30 Jahren aufgebaut wurde und international strahlte, weg gewesen. Jedoch: Eine kollektive Kraftanstrengung hat es ermöglicht, Hans Falb sein Gasthaus und allen das Festival zurückzugeben. Den Beweis für die Notwendigkeit desselben lieferte die Musik, Außerordentliches tat sich gleich auf der Dependance Kleylehof: Zwei analog Improvisierende ließen hier Klänge hören, denen - im Vergleich zu den eher farblosen Tönen der vier an Laptops werkenden Partner - ein verblüffendes Maß an Expressivität und Körperhaftigkeit innewohnten.

Etwa, als Christian Weber (b) den elektronischen Drones obertonreiche, von Zufallsrhythmik geprägte Sounds gegenüberstellte, indem er mit dem Stachel seines Instruments über den Bühnenbretterboden rieb. Ganz zu schweigen von den unter die Haut gehenden Schreien, die Susanna Gartmayer an der Bassklarinette ausstieß. Herausragendes auch in der Jazzgalerie selbst. Während Roscoe Mitchell (sax) gestische und kompositorische Mittel genügten, um mit Ensemble improvisatorische Aggregatzustände zwischen Hochenergiespiel und Kammermusikalität zu durchwandern, und die Damen von Spunk rund um Vokalistin Maja Ratkje diesmal eher zu den Suchenden als zu den Findenden gehörten, zeigten Elisabeth Harnik (p), Joëlle Leandre (b) und Turntablist Erik M, wie man im frei improvisierten Dialog auf den Punkt kommt.

Rastlose Klangströme prallten hier aufeinander, rieben sich spannungsvoll an zerknautschen Saxofonen und anderem, das Erik M ins Spiel warf. Das sind Momente, aufgrund derer man Nickelsdorf liebt. (Andreas Felber, DER STANDARD - Printausgabe, 21.07.2008)