Es ist das bekannte Ergebnis der Iran-Gespräche: Es gibt kein Ergebnis - trotzdem kann das Treffen der EU, UN-Vetomächte und Deutschlands mit dem iranischen _Atomunterhändler in Genf (noch) nicht als gescheitert abgetan werden. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert - zwar nur wenig, aber angesichts eines totalen Stillstands über Monate ist das schon ziemlich viel.
Die westliche Seite - vor allem die USA - hat sich noch einmal ein Stück auf den Iran zubewegt. Die Entsendung von William Burns und Überlegungen, eine diplomatische Mission in Teheran zu eröffnen, zeigen (zumindest zeitweise) eine Aufweichung der unnachgiebigen Haltung Washingtons. Auch der erneut vorgelegte „freeze for freeze"-Vorschlag, wonach der Iran zunächst nur auf die Ausweitung der Uran-Anreicherung verzichten muss, geht vergleichsweise weit. Erlaubt er es dem Iran doch, die bisherige Anreicherung zunächst weiterzuführen - kein wirkliches „freeze" also.

Jetzt ist es am Iran, in den nächsten zwei Wochen auf die Gesprächspartner zuzugehen und zu zeigen, dass das Herumgedruckse in Genf nicht nur dem Zeitgewinn diente. Sicherlich, am Kernproblem - der Uran-Anreicherung - hat sich substanziell nichts geändert. Aber es gibt wieder einen Spielraum, ohne dass eine Seite ihr Gesicht verlieren muss.
Eine harte Haltung Teherans würde nur die Hardliner stärken - vor allem in den USA. Nach dem Motto: Wir haben es euch doch gleich gesagt. Der Iran mag darauf setzen, dass ein Militärschlag am Ende der Bush-Amtszeit unwahrscheinlich ist. Aber unmöglich ist das nicht. Und nicht zuletzt in Israel wächst die Nervosität. (Julia Raabe/DER STANDARD Printausgabe, 21. Juli 2008)