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Salim Hamdan, Bin Ladens Fahrer, steht in Guantánamo vor einem Tribunal.

Foto: REUTERS/Neal Katyal

Salim Hamdans Reise nach Guantánamo begann in Sanaa, an einem wolkenverhangenen Tag im Jahr 1996. Damals schloss sich der junge Mann, der als Taxifahrer in der jemenitischen Hauptstadt ein bescheidenes Auskommen hatte, einer Gruppe islamistischer Gotteskrieger an. Obwohl es über ihn heißt, er sei gar nicht besonders religiös gewesen, brachen er und 34 andere Jemeniten wenig später auf, um unterdrückten Glaubensbrüdern in Tadschikistan beizustehen. Bezahlt wurde der Tripp von saudischen "Wohltätigkeitsvereinen", für Hamdan sprang sogar ein kleines Gehalt dabei heraus.

Bis Tadschikistan kam die Gruppe nie. Die Grenzer wiesen sie ab. Dafür sollten die Männer in Afghanistan einen gewissen Osama Bin Laden treffen. Hamdan begann für den militanten Scheich, der im ostafghanischen Jalalabad und später in Kandahar an seinem weltumspannenden Terrornetzwerk Al-Kaida webte, zu arbeiten.

Hier setzen auch die Vorwürfe ein, die das Militärtribunal in Guantánamo Bay dem "feindlichen Kombattanten", so heißt Hamdan im Jargon der US-Army, macht. Der 38-Jährige gestand selber, der Fahrer Bin Ladens gewesen zu sein. Die Amerikaner halten ihm auch vor, Munition und Waffen verschoben zu haben. In geländegängigen Toyotas habe er den Islamisten durch halb Afghanistan und Pakistan chauffiert - in Terrorcamps, zu Stammestreffen, zu Vorträgen, bei denen Bin Laden stets gepredigt hatte, doch hart gegen die Amerikaner und die anderen Ungläubigen vorzugehen. Auch der eigentlich so adrett wirkende Fahrer selbst soll mehrere solcher Terrorcamps durchlaufen haben.

Im November 2001 dann, Amerikaner und Nato-Verbündete hatten eben das Taliban-Regime aus dem Amt gebombt, schnappten ihn US-Spezialeinheiten. Dann die übliche Prozedur: Verhöre, Fesseln, Transportmaschine, Guantánamo, orangefarbene Anstaltskleidung, US-Militärgerichtsbarkeit. Zurück in Afghanistan blieb eine im achten Monat schwangere Ehefrau.

Mit dem beginnenden Prozess auf Kuba nun wird Hamdan, der es als jemenitisches Waisenkind mit vier Jahren Schulausbildung halb patschert, halb übereifrig zum Großislamisten gebracht hat, endgültig zum Symbol: Ihm enthalten die USA im ersten Prozess in Guantánamo vor, was sie zu verteidigen vorgeben - Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Diesen Prozess will der Jemenite boykottieren. Schon vor der ersten Anhörung sagte er zum Richter: "Es gibt keine Gerechtigkeit hier." (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 21.7.2008)