Peking - China und Russland haben nach 40 Jahren einen
Territorialstreit an ihrer 4.300 Kilometer langen Grenze beigelegt,
wie die staatlichen chinesischen Medien am Montag meldeten. Russland
werde zwei Inseln am Zusammenfluss der Flüsse Heilongjiang (russisch:
Amur) und Wusulijiang (Ussuri) im Nordosten Chinas zurückgeben, hieß
es. Ein entsprechendes Abkommen werde während des Besuches des
russischen Außenministers Sergej Lawrow am Montag in Peking
unterzeichnet.

Vertrag von Nertschinsk

1969 war es auf den Inseln im Ussuri, einem Nebenfluss des Amur,
nach chinesischen Provokationen in der Zeit der "Kulturrevolution" zu
blutigen Kämpfen zwischen sowjetischen und chinesischen Grenztruppen
gekommen. 1689 hatten Russland und China im Vertrag von Nertschinsk
vereinbart, dass der Amur die Grenze zwischen den beiden Reichen
bilden soll. Es war das erste Abkommen überhaupt, das der chinesische
Kaiserhof mit einem europäischen Staat schloss. 1858 wurde im Vertrag
von Aigun die Grenzziehung am Amur neu geregelt. Das geschwächte
China musste große Gebiete an Russland abtreten.

"Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit"

Das Ende des Grenzstreits ist ein weiterer Hinweis für das enger
werdende Verhältnis zwischen Moskau und Peking, das sich um Zugang zu
den russischen Öl- und Gasvorkommen bemüht und ein Großkunde der
russischen Rüstungsindustrie ist. Russland und China haben sich auf
einen Mechanismus zur Beilegung von Grenzstreitigkeiten geeinigt. Die
beiden Mächte kooperieren eng im Rahmen der "Shanghaier Organisation
für Zusammenarbeit" (SCO) (auch "Shanghai-Sechs"), welcher auch die
zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan, Usbekistan,
Tadschikistan und Kirgisien (Kirgistan/Kirgisistan) angehören. (APA)