Österreichs Sport wappelt so dahin. Gestern, Montag, wurde das kleinste Aufgebot seit 1976 für Olympische Sommerspiele nominiert, das fünftkleinste seit dem Zweiten Weltkrieg. Dabei hat man bei dem einen oder anderen Härtefall noch ein Auge zugedrückt. Mag schon sein, dass die Segler Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher vor Qingdao ihren dritten Olympiasieg in Serie landen, dass Rückenschwimmer Markus Rogan wieder auf einem Stockerl auftaucht, dass es im Judo neuerlich Grund zur Freude gibt. Mit den Schützen ist sowieso immer und überall zu rechnen. Gut und gerne möglich also, dass auch Peking, wo am 8. August eröffnet wird, über etliche Entwicklungen im österreichischen Sport hinwegtäuscht. In Wahrheit sollten längst etliche Alarmglocken läuten.

Bedenklich, dass Österreich in keinem Mannschaftssport vertreten ist, in dem größere als zweiköpfige Teams gefragt sind. Darüber hinaus spielt das Land in etlichen Sportarten, in denen es vor geraumer Zeit noch zur Weltklasse zählte, gar keine Rolle mehr. Kein einziger Ruderer hat es nach Peking geschafft. Die Größe des Aufgebots in der Grundsportart Leichtathletik (drei Aktive) ist beschämend. Nur in 14 von 28 olympischen Sportarten sind Österreicher vertreten. Das lässt auf prinzipielle strukturelle Probleme schließen.

Erfreulich, dass die Frauenquote seit 2004 von 27 Prozent auf 44 Prozent gehoben werden konnte. Vielleicht lässt sich darauf weiter aufbauen. Die Sportfunktionäre selbst allerdings sprechen nicht von einem bewusst oder gezielt herbeigeführten Ergebnis, sondern von "Zufall". Mehr Frauenpower im österreichischen Sport erscheint somit leider als Indiz für weniger österreichische Sportpower insgesamt. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe 22. Juli 2008)