Foto: AP/Srdjan Ilic)

Karazdics Buch: "Unter der linken Brust des Jahrhunderts".

Dreizehn Jahre hat man gebraucht, um den untergetauchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzics zu finden. Medien fragten des öfteren, ob der Westen überhaupt an einer Verhaftung Karadzics interessiert sei. Angeblich soll der US-Balkan-Vermittler Richard Holbrooke mit Karadzics ein Abkommen geschlossen haben: Karadzics wird dem Haager Tribunal nicht ausgeliefert werden, dafür zieht er sich aus der Politik zurück. Das Dementi folgte umgehend.

Gerüchte über den Aufenthaltsort des bosnischen Serbenführers gab es viele. Sowohl in Bosnien als auch in Serbien soll er gesehen worden sein. Unter anderem als Priester verkleidet beim Begräbnis seiner Mutter. Ebenso unbestätigt die Gerüchte, wonach die orthodoxe Kirche ihn in ihren Klöstern versteckt gehalten haben soll. Dass internationale Geheimdienste nichts von Karadzics Verbleib gewusst haben sollen, das glaubt Joseph Marko, Südosteuropa-Experte an der Uni Graz, nicht. "Karadzic hatte sicher ein gutes Netzwerk von Helfern." Mithilfe dieser Kontakte konnte der für Liebeslyrik bekannte Hobbydichter 2005 einen Gedichteband herausbringen. In Internetforen kursieren auch Vermutungen, dass Karadzic kroatische Reisepapiere hatte. "Das halte ich für möglich", sagt Marko. (Marijana Miljkovic /DER STANDARD, Printausgabe, 23.7.2008)