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Foto: Getty Images/Sean Gallup

London - Straßen in Lokalvierteln sollten nach Ansicht britischer Forscher für den Heimweg ganzer Massen von Betrunkenen sicherer gemacht werden. So sollten potenzielle äußere Faktoren für Konflikte zwischen ihnen oder mit anderen Passanten abgebaut oder gleich bei der Planung vermieden werden, erläuterten Wissenschaftler der Universität von Cardiff dem Magazin "New Scientist". Zu diesem Schluss kamen sie durch das Studium der nächtlichen Bewegung von Menschenmassen im Zentrum von Cardiff.

In der Hauptstadt von Wales, wo Nachtschwärmer etliche Pubs und Bars bevölkern, beobachteten die Forscher insgesamt 24 Mal zwischen 23.00 Uhr und 3.00 Uhr die Heimwege von Menschenmassen. Sie machten Atemanalysen, um den Grad der Trunkenheit festzustellen, und zeichneten die Gangart und Wege der Lokalbesucher auf. Mit den Daten fütterten die Wissenschaftler um Teamchef Simon Moore ein Computermodell des Verhaltens von Menschenmassen.

Zahlen und Fakten

Ähnliche Modelle wurden schon früher zur Vorhersage der Bewegungen von Menschenmassen angewandt, darunter bei den Wanderungen Zehntausender Pilger in Mekka. Die Studie in Cardiff ist nach Angaben Moores jedoch weltweit die erste, die speziell Bewegungen von Betrunkenen erfasst hat. Nicht ganz unerwartet fanden die Forscher heraus, dass Menschengruppen sich umso langsamer und großflächiger fortbewegen, je mehr Betrunkene dabei sind. "Wenn nur ein Fünftel der Leute taumelte, wurde die gesamte Bewegung um neun Prozent (gemessen am Normaltempo von Fußgängern) verlangsamt, und um 38 Prozent, wenn die ganze Menge das tat", erklärte Moore dem "New Scientist".

Im Ergebnis empfehlen die Forscher, Straßen möglichst so zu gestalten, dass schwankende, teils auch taumelnde und über eine breite Fläche verteilte Menschenmassen möglichst wenig "anecken" können. Andere Passanten müssten für sich genügend Platz finden, weil die Betrunkenen sonst als "Reizmittel" wirken und Gewalttätigkeiten auslösen könnten. Außerdem sollte es auf Gehwegen in Vergnügungsvierteln möglichst keine künstlichen Hindernisse wie Sitzbänke, Blumenrabatte oder Denkmäler geben. (APA/dpa)