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"Eintrittskarten werden nicht benötigt"

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Ein Autofahrer, der einen Kübel Farbe vor der Siegessäule verschüttete ...

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... rief am Mittwoch das Entschärfungskommando auf den Plan.

Die Flugblätter kursieren seit Tagen in der deutschen Hauptstadt. "Senator Barack Obama - kostenlos und für die Öffentlichkeit frei zugänglich", heißt es darauf. Verteilt werden sie von den "Democrats Abroad", der offiziellen Organisation der Demokratischen Partei für die rund sechs Millionen US-Bürger, die außerhalb der Vereinigten Staaten leben.

Diese sind, was den Auftritt Obamas in Berlin angeht, recht optimistisch. Bis zu eine Million Menschen werden erwartet, wenn der Senator am heutigen Donnerstag gegen 19 Uhr an der Berliner Siegessäule spricht. Um der zu erwartenden Massen Herr zu werden, lässt Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auch den Hauptteil der "Straße des 17. Juni" wieder sperren - jene Magistrale, die das Brandenburger Tor und die Siegessäule verbindet. Obama bekommt also eine Fanmeile, wie es sie zuletzt bei der Fußball-WM und -EM gab.

Doch bevor der Senator aus Illinois dort auftritt, absolviert er noch zwei Termine, die vergleichsweise privaten Charakter haben. Um elf Uhr trifft er die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Kanzleramt. "Ich freue mich, den Senator persönlich kennenzulernen", sagt sie. Merkel will mit Obama zunächst über Wirtschaftsfragen sprechen. Sie will wissen, ob Obama im Falle eines Wahlsiegs den Dialog über die transatlantische Wirtschaftsinitiative fortsetzen will. Merkel schwebt dabei eine Vereinheitlichung von Standards in den beiden Wirtschaftsräumen vor - etwa bei den Zulassungsvorschriften für Medikamente, Crash-Tests oder bei Vorschriften zur Rechnungslegung von Unternehmen. Eine zentrale Frage wird auch Obamas Haltung zum Freihandel sein, über den er sich im Wahlkampf kritisch geäußert hatte. Konfliktpotenzial bietet das Thema Afghanistan. Obama fordert mehr deutsches Engagement, Deutschland aber will seine Truppen nicht noch weiter verstärken.

Kein Gang durchs Tor


Um 14 Uhr steht dann eine Visite bei Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) an. Danach spricht Obama mit Wowereit, verzichtet aber auf den symbolträchtigen Gang durch das Brandenburger Tor. Ursprünglich wollte Obama ja vor diesem sprechen. Doch als die Kanzlerin - wohl auf Druck der Republikaner - Vorbehalte äußerte und erklärte, das Brandenburger Tor sei eigentlich gewählten Präsidenten vorbehalten, wurde die Rede an die Siegessäule verlegt.

Die Erwartungen an diese Rede sind hoch. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sieht eine "große Chance für eine Erneuerung des transatlantischen Verhältnisses". Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hofft, "dass Obama sagen wird: Europa und Amerika gehören zusammen. Ich will helfen, dass Europa weiter zusammenwächst. Denn Amerika braucht Europa auch in Zukunft." Obama wird zwar nicht mit militärischen Ehren empfangen, es gilt aber die gleiche Sicherheitsstufe wie für US-Präsident Bush. 700 Polizisten sind im Einsatz, dieser kostet 250.000 Euro. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 24.7.2008)