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Obamas Vorsprung schmilzt. McCains Aufholjagd beginnt.

In einigen wichtigen "Battleground" -Staaten führt der Republikaner.

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Washington - Knapp vor Beginn des demokratischen Wahlparteitages hat Barack Obama in den jüngsten Umfragen deutlich an Zustimmung eingebüßt. Der Spitzenmann der Demokraten, der kommende Woche in Denver seine Nominierung annehmen wird, lag in der aktuellsten Befragung (CBS News und New York Times) nur noch drei Punkte vor seinem republikanischen Gegner John McCain. Studien von NBC News/Wall Street Journal und LA Times/Bloomberg ergaben die gleichen Werte - 45 Prozent Zustimmung für Obama, 42 für McCain. In einer Reuters/Zogby-Umfrage führte der republikanische Senator dagegen sogar mit 46 zu 41 Prozent.

Realclearpolitics.com kommt in den kumulierten Werten der verschiedenen Institute auf 45,1 Prozent für Obama und 43,9 für McCain. Bei Schwankungsbreiten von drei Punkten bedeutet das de facto einen Gleichstand auf nationaler Ebene. Noch Ende Juni hatte der afroamerikanische Senator aus Illinois rund acht Punkte Vorsprung vorzuweisen.

Noch schlechter schaut es für Obama in einzelnen Battleground-Staaten aus, also in Staaten, die bei der Wahl sowohl an die Republikaner als auch an die Demokraten fallen könnten und damit wahlentscheidend sind. In Ohio liegt McCain bei realclearpolitics.com einen Punkt, in Colorado wie Virginia jeweils einen halben und in Florida 2,6 Punkte vor Obama. Obama führt in Pennsylvania (drei Punkte), Michigan (3,2) und Minnesota (2,6).
In den meisten Erhebungen billigen die Befragten dem Senator aus Arizona mehr Erfahrung zu, die Zweifel an Obamas Eignung für das Präsidentenamt dagegen stiegen. Eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Universität Quinnipiac legte den Schluss nahe, dass McCain von der jüngsten Krise im Kaukasus profitiert haben könnte. 55 Prozent der Befragten gaben an, der Republikaner wäre am besten qualifiziert, die Beziehungen mit Russland zu gestalten. Nur 27 Prozent sagten dies von Obama. Auch bei der Wirtschaftskompetenz - dem möglicherweise wahlentscheidenden Argument im November - hatte McCain die Nase vorn.

Präsident der Vereinigten Staaten wird, wer die Mehrheit der 538 Wahlmänner gewinnt, das heißt, mindestens 270 Stimmen. Dabei hat jeder US-Staat so viele Wahlmänner, wie es ungefähr seiner Bevölkerungsstärke entspricht. Nach dem Prinzip "The winner takes it all" gehen alle Stimmen eines Bundesstaates an den Kandidaten, der diesen Staat für sich entscheidet. Beispiel Ohio: Sollte Obama dort siegen, wenn auch nur mit 50,5 Prozent, hätte er alle 20 Wahlmänner Ohios auf seiner Seite. McCain ginge leer aus. (fh, pra/DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2008)