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Ein nigerianischer Polizist steht am 10. September 2004 neben Ölanlagen der Firma Agip in Ebocha. 

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Kinder spielen auf einer verlassenen Pumpstation von Shell, während im Hintergrund eine Pipeline brennt. (Aufnahme vom 9. Juli 2007)

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Pipelines einmal anders: zum Trocknen der Wäsche.

Lagos/Wien - Öl hat seinen Preis. Besonders hoch ist er in Nigeria. Dort sorgen immer mehr  Sicherheitsfirmen dafür, dass der Betrieb auf den Ölförderanlagen reibungslos abläuft. Denn Anschläge von Militanten gegen nigerianische und internationale Ölfirmen haben in Nigeria bereits zu einem Rückgang der täglichen Fördermenge um 25 Prozent geführt.

Auch die staatliche Ölgesellschaft Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC) hat nun zugegeben, 12 Millionen US$ (7.56 Millionen Euros) an bewaffnete Gruppen im Niger-Delta gezahlt zu haben. Damit wollte das Unternehmen die Reparaturarbeiten einer der wichtigsten Pipelines sicherstellen, heißt es.

„Sie verlangten 100 Millionen Dollar. Aber wir haben verhandelt und uns auf sechs Millionen im Monat geeinigt, sagte Abubakar Yar'Adua, Chef der NNPC, am Dienstag vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Die Schutzgeldzahlung sei für eine Dauer von zwei Monaten vereinbart worden, gab er weiter bekannt.

Billige Sicherheitsdienste

Rund 81 Millionen Dollar habe das Staatsunternehmen wegen der Sabotageakte der Rebellen verloren, sagte Yar'Adua der nigerianischen Tageszeitung „The Guardian". Deshalb habe man sich entschlossen, Schutzgeld zu zahlen.

Dieses, betont der Firmenchef nun einen Tag nach der Parlamentsanhörung, sei jedoch nicht an Rebellen gegangen, sondern an ein lokales Unternehmen. Seine Dienste seien günstiger als jedes andere Sicherheitsunternehmen gewesen und auch von der lokalen Bevölkerung empfohlen worden, erzählt Yar'Adua weiter. Den Namen dieser Firma wollte er jedoch nicht nennen.

MEND droht mit der Zerstörung großer Ölleitungen

Die größte militante Gruppe im ölreichen Süden, die Bewegung für die Emanzipation des Niger Deltas (Movement for the Emancipation of the Niger Delta/MEND) hat in der Zwischenzeit mit Anschlägen auf die Ölpipelines innerhalb von 30 Tagen gedroht. Mit der Zerstörung wolle die Bewegung beweisen, dass sie keine Vereinbarung mit dem Staatsunternehmen getroffen habe. Außerdem hielt Jomo Gbomo, Sprecher der MEND, fest: „Die NNPC hat regelmäßig kriminelle Gangs mit dem Schutz von Pipelines beauftragt. Aber wir sind darin nicht involviert".

Kritik erntete das Staatsunternehmen auch von der Opposition. „Das Geld hätte man gut für die Entwicklung der Infrastruktur im Delta gebrauchen können, betont Maxi Okwu, Vorsitzender der „Citizens Popular Party" im „Guardian".

Angriff auf zwei Ölpipelines

Wie in der Zwischenzeit bekannt wurde, haben MEND-Rebellen nach eigenen Angaben einen Sabotageakt gegen zwei weitere Ölpipelines verübt. Ein Anführer der Bewegung sagte, der Angriff auf die Pipelines von Royal Dutch Shell sei am Montag im südnigerianischen Staat Rivers erfolgt. Vertreter von Shell waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Internationale Hilfe

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss sollte den Verbleib der fehlenden Gelder in den Ministerien klären. Dabei ist man auf die Zahlungen der NNPC gestoßen. Allerdings sind Zahlungen an Sicherheitsfirmen im Delta nichts Ungewöhnliches. Bis jetzt war die Regierung Nigerias nicht fähig, die Erdölanlagen im Delta zu schützen. Hilfe haben unlängst erst die amerikanische und britische Regierung angeboten. So hat die US-Navy in den vergangenen Monaten Schulungen mit Sicherheitskräften durchgeführt, Großbritannien wird noch folgen. (hag/Reuters, derStandard.at, 24.07.2008)