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Die Macht bei den Konsumenten: Essen US-Bürger weniger, könnte der fossile Energieverbrauch der Nahrungsmittelketten um bis zu 50 Prozent gesenkt werden, sagt ein Forschungsteam.

Foto: APA/EPA/ANDY RAIN

Wien/Ithaca - Wie kann der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre verringert werden? Geld für tropische Wälder, um sie so vor der Abholzung zu schützen, wäre in diesem Sinne sehr sinnvoll und auch kostensparend, belegt nun eine Studie des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ) - gilt die Abholzung neben dem Einsatz fossiler Energie-Träger doch als bedeutsame CO2-Quelle. In den USA empfiehlt ein Forschungsteam, zur CO2-Reduktion auf überflüssige Kalorien zu verzichten.

Finanzielle Anreize

Um Waldbesitzer - seien es Privatpersonen oder auch Länder - dazu zu bringen, ihre Wälder zu erhalten, müsste man ihnen jene Kosten ersetzen, welche sie durch das Abholzen direkt oder indirekt lukrieren würden, erklärte Studienautor Michael Obersteiner von der IIASA. Im Rahmen ihrer Untersuchung, die in der jüngsten Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "PNAS" veröffentlicht wurde, haben die Wissenschafter diese Kosten berechnet und mit anderen Maßnahmen zur Reduktion des vom Menschen verursachten Ausstoßes an Kohlendioxid verglichen. Gerodete Wälder bringen einerseits direkte Einkünfte durch den Verkauf des Holzes und in Folge Erträge etwa durch das Anlegen von Plantagen.

Das Ergebnis: Mit etwa drei bis vier Euro könnten rund eine Tonne des Treibhausgases eingespart werden. Zum Vergleich: Alternative Ansätze, etwa zur Speicherung von Kohlendioxid in Meeren oder Gesteinen, würden bis zum Zehnfachen kosten. Mit umgerechnet rund elf bis 18 Milliarden Euro an jährlichen Kosten könnten so die Waldrodungen um 50 Prozent reduziert und über 25 Jahre 1,5 bis 2,7 Milliarden Tonnen an Kohlendioxid eingespart werden. Ein Teil dieser Summe könnte beispielsweise durch den internationalen Handel mit Kohlendioxid-Zertifikaten aufgebracht werden.

Das Abholzen von Wäldern trägt laut Obersteiner 17 bis 25 Prozent zu den vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Emissionen bei. Dies ist in etwa der gleiche Beitrag wie durch alle Kohlekraftwerke der Welt.

Verzicht auf überflüssiges Essen

Ein Team um David Pimentel von der Cornell-Universität in Ithaca im US-Bundesstaat New York berichtet, dass US-Bürger das Klima schonen könnten, wenn sie auf überflüssiges Essen verzichten: US-Amerikaner würden im Durchschnitt 3.747 Kilokalorien pro Tag verzehren, 1.200 bis 1.500 Kilokalorien mehr als empfohlen.

Weniger Fast Food, gesündere Nahrungsmittel und umweltfreundlichere Produktionsmethoden könnten "den fossilen Energieverbrauch der Nahrungsmittelketten um bis zu 50 Prozent senken", schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Human Ecology" des Heidelberger Springer-Verlags. Diese Einsparung entspräche knapp zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs der USA.

Empfehlungen

Die Amerikaner lieben vor allem Fast Food und Fertigprodukte, für deren Herstellung mehr Energie verbraucht wird als für die Herstellung von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Reis, Obst oder Gemüse. Zudem könnte sich die Anwendung traditioneller Verfahren in der Landwirtschaft positiv auf die Bilanz auswirken, wenn die Bauern etwa mehr natürliche Düngemittel und weniger Pestizide einsetzten. Auch bei Verpackung und Vertrieb seien Einsparungen möglich. So werden Nahrungsmittel dem Bericht zufolge vor dem Verzehr im Durchschnitt 2.400 Kilometer transportiert.

Die Konsumenten haben nach Ansicht der Autoren somit die "stärkste Position, um den Energieverbrauch zu reduzieren": Sie sollten gesünder leben, einheimische Erzeugnisse kaufen sowie aufwendig verpackte und minderwertige Produkte meiden. (APA/dpa)