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Über dem Golf von Mexiko wütet derzeit der Hurrikan "Dolly". Bei den Meerestieren wird ein Massensterben durch den extrem niedrigen Sauerstoffgehalt des Wassers befürchtet - Wirbelstürme schaffen in dieser Hinsicht zumindest kurzfristig Besserung.

Foto: AP/DWD, NOAA

Hamburg - Die Todeszone im Golf von Mexiko erreicht in diesem Jahr ungeahnte Ausmaße. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und der Louisiana State University (LSU). Als Todeszone werden Meeresgebiete bezeichnet, in denen der Sauerstoffgehalt des Wassers extrem niedrig ist. In dessen Folge kommt es zu einem Massensterben von Meerestieren in Bodennähe.

Hintergrund

"Die Todeszonen entstehen durch die Einleitung von Stickstoffen oder Phosphaten", erklärte Bernd Maierreimann vom Max-Planck-Institut Hamburg. Die eingeleiteten Nährstoffe sorgen in der Folgezeit für ein starkes Algenwachstum. "Diese werden dann von Bakterien zersetzt und dafür wird viel Sauerstoff benötigt", so Maierreimann weiter. Dadurch kommt es zu einem Sauerstoffmangel in den tieferen Meeresschichten. Vor allem Fische und Wirbeltiere, die auf sauerstoffreiches Wasser angewiesen sind, sind die Leidtragenden dieser Entwicklung. Dadurch, dass die Beute für Großfische wie Haie verschwindet, zieht es diese in Küstennähe und höhere Gewässerbereiche. Von daher befürchten die Forscher der LSU auch in diesem Jahr wieder vermehrt Haiangriffe.

Zeitraum

Hatte die Todeszone im Golf von Mexiko in den zurückliegenden Jahren stets eine Größe zwischen 20.000 und 22.000 Quadratkilometern, wird 2008 mit 23.000 Quadratkilometern gerechnet. "Die Todeszone wird aufgrund außergewöhnlicher Wassermengen des Mississippi und Atchafalaya, die beide in den Golf von Mexiko münden, und einem sehr hohen Stickstoffzufluss so groß sein", erläuterte LSU-Wissenschaftler Eugene Turner. Besorgt über die diesjährigen Ausmaße der Hypoxie äußerten sich auch Forscher der Texas A&M University (TAMU). "An einer ganzen Reihe von Punkten haben wir geringe Sauerstoffwerte oder gar den Wert Null gemessen", sagte er. Weil das Meiste aus dem mittleren Westen kommende Wasser aber noch Richtung Golf von Mexiko unterwegs sei, könne die Hypoxie bis September andauern. Zu diesem Zeitpunkt sei sie normalerweise zu Ende, so Steve DiMarco von der TAMU.

Todeszonen auch in anderen Gewässern

Doch nicht nur im Golf von Mexiko ist das Phänomen der Hypoxien zu beobachten. Auch in der Ostsee, dem Schwarzen Meer oder Teilen der Arabischen See wiederholt sich alljährlich dieser Prozess. "Durch das intensive Düngen in den Spätfrühlingsmonaten gelangen dort überall große Mengen von Düngemittel in die Meere", so Maierreimann. Problematisch werde dies aber erst, wenn es sich wie bei der Ostsee, dem Schwarzen Meer oder dem Golf von Mexiko um abgeschottete Gewässer handle. "Dort kommt es nur selten zu Durchmischungen der einzelnen Meeresschichten", erklärte Maierreimann. Von daher hoffen die LSU-Wissenschaftler auf eine kurzfristige Besserung der Situation durch die derzeit vor der Mexikanischen Küste tobenden Wirbelstürme. Langfristig, da ist sich Maierreimann sicher, hilft nur eine Verringerung der eingeleiteten Düngemittel. (pte)