Hamburg - Mitten in der Urlaubszeit hat die Gewerkschaft ver.di bei der deutschen Lufthansa von Montag an zu einem unbefristeten Streik von Boden- und Kabinenpersonal aufgerufen. Vor einigen Tagen fielen rund 1.000 Flüge bei zwei Lufthansa-Töchtern wegen eines Piloten- Streiks aus. In den Vergangenheit kam es durch Arbeitskämpfe nur selten zu schweren Behinderungen im deutschen Luftverkehr.
Fluglotsen-Streik
In Erinnerung geblieben ist das Chaos auf den Flughäfen beim Fluglotsen-Streik vor 25 Jahren. Mehrfach legten die Fluglotsen nach gescheiterten Tarifgesprächen den Luftverkehr mit Arbeitskämpfen lahm. Auf einen mit zu großer Arbeitsbelastung begründeten siebenwöchigen Bummelstreik 1971 folgte zwei Jahre später ein sechs Monate andauernder "Dienst nach Vorschrift". Von Mai bis November 1973 wurden insgesamt 47.000 Flüge gestrichen. Die Fluggesellschaften schätzten ihre Verluste auf 500 Millionen D-Mark. 1974 wurde das Pensionsalter für Fluglotsen per Gesetz von 65 auf 52 Jahre gesenkt.
Verspätungen und Flug-Annullierungen
Im Juni 1984 wehrte sich die Gewerkschaft DAG gegen ein ihr zu gering erscheinendes Lufthansa-Angebot für das Cockpit-Personal. Wegen der Warnstreiks gab es Verspätungen und Flug-Annullierungen. Drei Jahre zuvor war eine DAG-Urabstimmung wegen zu geringer Beteiligung gescheitert. Warnstreiks, mit denen im Dezember 1980 bessere Arbeitsbedingen erzwungen werden sollten, wurden gerichtlich gestoppt.
Mitbestimmungsrechte und Gehaltserhöhung
Der erste gemeinsame Streik von Bord- und Bodenpersonal in der deutschen Fliegerei endete bei der LTU im August 1989 nach drei Tagen. Hatten die Fluggäste am ersten Streiktag noch mit langen Verspätungen zu kämpfen, konnte LTU den Verkehr danach über andere Gesellschaften nahezu reibungslos abwickeln. Die DAG erreichte, dass die Jobs abgesichert und Mitbestimmungsrechte ausgebaut werden. Zudem wurde eine Gehaltserhöhung um 2,8 Prozent vereinbart.
Pilotenstreik
Der erste Pilotenstreik in der Geschichte der Lufthansa führte im Mai 2001 auf allen großen deutschen Flughäfen zu erheblichen Behinderungen. Betroffen waren 350 von 1120 geplanten Flügen. Die Streiks, erstmals von der Pilotenvereinigung Cockpit ohne direkten Kontakt mit DAG und ÖTV eigenständig organisiert, wurden in den folgenden Wochen fortgesetzt. Im Juli einigten sich die Tarifparteien auf Einkommensverbesserungen von rund 28 Prozent. (APA/dpa)