Kennen Sie Miramas? Nein, nicht Miramare, das Schloss bei Triest, von wo aus Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich 1864 zum letal endenden Kaiser-von-Mexiko-Abenteuer aufbrach, sondern jenes Testgelände nahe Arles, das BMW seit 1986 unterhält.

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Dorthin luden die Bayern zum Technologie- und Designtag, und dort konnte der Standard sich ein erstes Bild von den fahrdynamischen, technischen und gestalterischen Qualitäten des neuen 7ers machen.

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Bild natürlich nicht in jeder Hinsicht, Linsen von Kameras, Handys mussten zugepappt werden. Dann aber wurde rasch klar, dass - auch wenn BMW das so nicht sagt - mit diesem Flaggschiff das Match um das weltbeste Automobil in die nächste Phase tritt; wie stets, wenn Mercedes S-Klasse und die wenigen Konsorten neu auftreten. Da wird alles reingepackt, was technisch machbar, und im 7er-Fall sogar enorm viel, was sinnvoll ist.

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5,07 Meter misst der normale 7er (drei cm mehr als zuletzt), die Langversion legt noch 14 cm drauf. Bei den jetzigen ersten Testfahrten, mit Handlingparcours, Slalom, beregnet, trocken, Rundkurs, fast allem eben, was Miramas hergibt, war von so viel Auto wenig zu merken. Höchst erstaunlich: Das Dickschiff fährt sich agil und wendig wie ein Mittelklassler, der einen halben Meter kürzer ist - und, fast noch frappierender: verbraucht auch so wenig. Zauberei oder Technik?

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Dazu die Meldungen im einzelnen. Aggregate. Einen ganz neuen Reihen-6-Zylinder-Diesel haben zum Beispiel die Motorengenies in Steyr entwickelt. 3,0 l Hubraum, 245 PS, 540 Nm. Beschleunigt den 730d in 7,2 sec auf 100 km/h. Verbrauch auf 100 km im Normtestzyklus: 7,2 Liter. Stünde manchem Mittelklassegerät gut an.

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Der Motor bringt 6,1 Prozent mehr Leistung als der Vorgänger, verbraucht aber zehn Prozent weniger. Ähnliches gilt für die zwei Benziner, sodass der 7er insgesamt, davon ist BMW überzeugt, "das effizienteste Fahrzeug seiner Klasse" sein wird. Jetzt sparen also schon die Reichen.

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1865 kg Leergewicht bringt, um beim Exempel Diesel zu bleiben, der 730d auf die Waage. Das sind - nächstes Stichwort: Leichtbau - 55 kg weniger als beim Vorgänger. So sind etwa Dach, Türen, Fronthaube und die Seitenwände aus Alu.

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Und nochmal zur erstaunlichen Agilität: Sie ist der Allradlenkung zuzuschreiben, dem aufwendigen Fahrwerk - und der Tatsache, dass BMW sozusagen sämtliche Fahrassistenzsysteme vernetzt hat. Dazu sind per Tastendruck neben dem Automatikschalthebel (richtig: Er sitzt nicht mehr am Lenkrad) vier Fahrdynamik-Modi anzuwählen: Comfort, Normal, Sport, Sport+.

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Sie sehen schon, das ufert aus. Um all das zu beschreiben, was BMW in den 7er gepackt hat, reicht der Umfang der heutigen Standard-Ausgabe nicht aus. Wir beschränken uns auf das evolutionäre Prinzip, also Selektion, und nennen noch drei Aspekte, die uns besonders aufgefallen sind.

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iDrive: BMW war Pionier bei diesem neuartigen Bedienkonzept - und hat erkennbar aus den Anfangsfehlern gelernt. Das System im 7er funktioniert nun beeindruckend logisch, der Haupt-Dreh-und-Drück-Knopf wird neuerdings sinnvoll ergänzt durch davor platzierte Direktwahltasten: CD, Radio, Menu, Tel, Nav.

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Ferner lässt sich jetzt das jeweils aktuelle Tempolimit in Tacho/ Windschutzscheibe einblenden. Nächste Stufe wäre wohl, dass die Elektronik dann das Auto auch nicht mehr schneller fahren lässt.

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Und schließlich hat BMW Visionen. In der Nacht. Night Vision klingt weniger pathologisch. Als erster Hersteller präsentiert man nämlich ein Nachtsichtsystem mit Personenerkennung und nötigenfalls -warnung. Im Alarmfall wird eine gelb eingefärbte Gestalt eingeblendet. Das ist keine Warnung vor der gelben Gefahr, sondern wirklich eine sinnvolle Sicherheitsinnovation.

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Auf Tiere von Mücken- bis Elefantengröße reagiert das System allerdings nicht. Typisch Elektronik: kein Herz für Tiere. (Andreas Stockinger, Automobil, 25.07.2008)

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