Die 4 da", Österreichs bissigste politische Kabarettisten, können in Pension gehen. Ein Plot wie jener rund um den vermeintlichen Wien-Aufenthalt des „falschen Wunderheilers" Radovan Karadžić alias Petar Glumac fällt ihnen garantiert nicht ein. Nur Kottan war schöner.

Über die Provinzposse, die Österreichs Polizei da gemeinsam mit der Kronen Zeitung fabriziert hat, wird man nicht nur hierzulande noch lange schmunzeln: Schrieb der Kurier, der die Story als Erster gebracht hatte (abgesehen von der Schlagzeile), wenigstens im Konjunktiv, ging die Krone aufs Ganze: Karadžić sei nicht nur in Wien gewesen, er sei ausgerechnet der hoch gerüsteten Spezialeinheit „Cobra" unerkannt vor die Nase geraten, stand da so definitiv wie die Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Die „G'schicht" war offenbar „g'steckt" von einem Mitglied der Polizei.

Fehler passieren überall, Häme ist nicht angebracht. Ernst gemeinte Anmerkungen dagegen schon: Die Neigung, dem Boulevard vorauseilend zu Willen zu sein, teilen österreichi_sche Politiker mit österreichischen Beamten. Für die kleine Zeitung mit der großen Auflage wird (fast) alles getan, ganz gleich, ob es sich um illegal abgefragte Akten-Infos über „schwarzafrikanische Drogendealer", einen Schwenk in der EU-Politik oder eigene Ermittlungspannen handelt. Mit großer Medienfreundlichkeit oder gar hohem Demokratieverständnis von Österreichs Mächtigen hat das freilich wenig zu tun: Hier geht es um schiere Angst vor negativen Kampagnen des Kleinformats, um reinen Machterhaltungsinstinkt.

Das ist nicht nur peinlich unterwürfig - wie sich zeigt, kann es auch zum Eigentor werden. (Petra Stuiber/DER STANDARD, Printausgabe, 28.7.2008)