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Kambodschas Langzeit-Premier Hun Sen erklärt sich erneut zum Wahlsieger.

Die Geschichte des kambodschanischen Premiers Hun Sen ist die eines Bauernbuben aus der Provinz, den es als 12-Jährigen in die Hauptstadt Phnom Penh verschlug. Sonst ist wenig aus seiner Jugend bekannt. 1951 geboren oder 1952 - darüber gibt es unterschiedliche Angaben -, fand er als Junge angeblich bei Mönchen im Tempel Unterkunft. Inoffiziell hat er die Schule nie abgeschlossen. Seine offizielle Biografie erwähnt aber ein Doktorat in Politikwissenschaften.

Hun Sens Geschichte ist auch die des bauernschlauen Kambodschaners, der immer wusste, sich auf der Seite der Mächtigen einzureihen. Angezogen von der Ideologie der Maoisten, die ab 1975 das menschenverachtende Regime der Roten Khmer hervorbrachten, begann er seine Karriere als Lokalkommandant. Später sah Hun Sen sich nur als "einfachen Soldaten" am Posten. Tatsächlich gibt es bis heute keine Beweise, dass er selbst an Mord und Folter in dieser Zeit beteiligt war.

Als das grausame Regime unter Pol Pot immer paranoider agierte, ging Hun Sen über die Grenze nach Vietnam und kehrte erst zurück, als die Vietnamesen 1978/79 in Phnom Penh einmarschierten und Pol Pot verjagten. Dank bester Kontakte zu den Besatzern wurde er in einer neuen Regierung zunächst Außenminister und 1985, Mitte 30, zum jüngsten Premier der Welt. Das wird er vier weitere Jahre bleiben.

Es ist womöglich das von ihm geliebte Schachspiel, das ihn zum Meister der Strategie gemacht hat und ihm erlaubt, sich so lange an der Spitze zu halten. Die Opposition hält er mit harter Hand unter Kontrolle. Die Beamten im Königshaus sind seiner Regierung ebenso nahe wie jene in den Gerichten, bei der Polizei und beim Militär. Nach wie vor ist Hun Sen den Vietnamesen treu verbunden. Das beschert ihm bei der Opposition die Bezeichnung "Youn" - "vietnamesischer Bastard". Besser klingt sein offizieller Titel "Samdech", was einem Adelstitel gleichkommt.

Auch im Geschäftsleben geht nichts ohne den ersten Mann im Staat. Im April diesen Jahres enthüllte der britische Guardian, wie sehr seine große Familie die Wirtschaft des Landes bestimmt. Demnach ist sie etwa maßgeblich in den Abverkauf der schönsten Küstenabschnitte und Inseln an ausländische Investoren involviert.

Privat weiß man von ihm noch, dass er auf den besten Golfplätzen von Brunei und Thailand bis Kuba an seinem Handicap arbeitet. Mit seiner Ehefrau Bun Rany hat Hun Sen drei Söhne und drei Töchter. Bei Kämpfen in den 70er-Jahren hat er ein Auge verloren, das später durch ein gläsernes ersetzt wurde. (Andreas Kuhn/ DER STANDARD Printausgabe, 28.7.2008)