Frankfurt am Main - Dem deutschen Anlegerschutzverband SdK bläst nach dubiosen Börsengeschäften eines Exvertreters der Wind rau ins Gesicht. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) drohte der SdK laut Spiegel mit dem Ausschluss: "Wenn nicht noch etwas Gravierendes passiert, das die SdK entlastet, wird sie nicht ungeschoren davonkommen", sagte der Fachbereichsleiter für Finanzdienstleistungen des VZBV, Manfred Westphal.

Der stellvertretende SdK-Vorsitzende Markus Straub war in der Vorwoche zurückgetreten und hatte eingeräumt, durch den Kauf bestimmter Wertpapiere von fallenden Kursen des Zahlungsverkehrsabwicklers Wirecard profitiert zu haben. Straub hatte Wirecard wegen angeblicher Bilanzmanipulationen seit Wochen kritisiert, die Aktie war daraufhin eingebrochen.

Die SdK ist seit 2003 einer von 25 Verbänden, die der Dachorganisation neben den 16 regionalen Verbraucherzentralen angehören.

Glaubwürdigkeit in Gefahr

Der Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts (DAI), Rüdiger von Rosen, warf Straub "Doppelmoral" vor, die nicht zu tolerieren sei. Straub habe seit Jahren am "Schwarzbuch Börse" mitgearbeitet, in dem die SdK selbst zweifelhafte Aktiengeschäfte und Vorgehensweisen kritisiert. Sein Rücktritt sei zu spät gekommen. Von Rosen sieht auch die Glaubwürdigkeit der Aktionärsschützer in Gefahr: "Viel wird davon abhängen, ob es sich tatsächlich um einen Einzelfall handelt, wie offen die Aktionärsschützer diesen Fall aufarbeiten und wie sie künftig mit dem Thema Transparenz und Corporate Governance umgehen."

Wirecard und die SdK haben gegenseitige Strafanzeigen angekündigt. Laut Focus hat Wirecard in dem Zusammenhang auch zwei Fondsmanager der Privatbank Sal. Oppenheim bei der Finanzaufsicht BaFin und der Staatsanwaltschaft angezeigt. Auch sie hätten zugleich vor angeblichen Bilanzproblemen bei Wirecard gewarnt und in einem Hedgefonds auf fallende Kurse gesetzt. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)