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Mirna Jukic hat sich selbst überrascht. "Der Papa hat gesagt, ich soll ein bisserl mehr auf die Armzüge achten. Und plötzlich diese Zeit." In 2:23,90 Minuten war sie über 200 m Brust so schnell wie noch nie eine Europäerin. In der Welt-rangliste '08 stieß sie auf den dritten Platz vor.

Foto: APA/Techt

Schwechat - "Was heißt gute Form", fragt Zeljko Jukic. Er ist einer, der auf Fragen gern mit Gegenfragen reagiert. Zeljko Jukic steht auf einer kleinen Anhöhe im Schwechater Freibad, dort oben kann er alles im Auge behalten, das Becken, die Anzeigetafel und vor allem seine Kinder Mirna und Dinko und die anderen Schwimmer seines Klubs SC Austria Wien. Mirna hatte am Samstag die Meisterschaften gekrönt, 2:23,90 Minuten über 200 m Brust waren neuer Europarekord. Die Wienerin hatte die Ungarin Agnes Kovacs, seit 23. Juli 1996 Schnellste des Kontinents, indirekt um 0,13 Sekunden distanziert. "Das war fast ein Schock", sagt sie. "Diese Zeit hatte ich eigentlich erst in Peking vor."

"Was ist Schwechat? Und was ist Peking?" Was Papa damit meint? Mag sein, er meint, dass Olympia eigene Gesetze hat, dass dort die Anspannung, die Konkurrenz dazukommt. Schwechat und Meisterschaften, sagt Zeljko Jukic, sind für Mirna ein Kinderspiel. Olympia? "Wer kommt ins Semifinale? Und wer kommt dann ins Finale? Und wer explodiert dann?" Natürlich hat Mirna das Zeug dazu, schon 2004 war sie über 200 Meter im Olympia-Endlauf, dort kam Rang sieben heraus. Eine Finalteilnahme, gibt Zeljko zu, ist also auch in Peking eine realistische Annahme. "Aber" - natürlich aber! - "was heißt schon realistisch?"

"Wie wichtig ist die Jahresweltrangliste?" 2:23,90, damit jedenfalls liegt Mirna Jukic (22) hinter der Australierin Leisel Jones (2:20,58) und der US-Amerikanerin Rebecca Soni (2:22.60) auf Rang drei. Es handelt sich um die beste österreichische Platzierung. Markus Rogan, der bereits in Peking trainiert, steht über 200 m Rücken als Vierter da.

"Was sind schon zwei Minuten in einem Leben", will Zeljko Jukic wissen. Mirna Jukic und Rogan tragen Medaillenhoffnungen. Die eine oder andere heimische Finalteilnahme könnte dazukommen. Vielleicht zeigt Mirnas 19-jähriger Bruder Dinko Jukic schon auf, Kundige trauen ihm sehr viel zu. Er selbst hofft aufs Semifinale, will sich in jedem Rennen verbessern. Dinko schwimmt 400 Lagen, 200 Lagen und 200 Delfin, das Papier gibt ihm auf der kürzeren Lagenstrecke gute Chancen, in der bereinigten Rangliste (zwei pro Nation) liegt er auf Rang acht. Gut möglich, dass Jukic erstmals gegen Superstar Michael Phelps schwimmt, der diese drei Disziplinen ebenfalls bestreitet. Jukic: "In diesem Lauf ist er dann einer der sieben Gegner. Und danach ist er wahrscheinlich der Gegner, der gewonnen hat."

Dinko Jukic war Teil jener Staffel, die über viermal 200 Meter nach Peking kraulte. Diese Staffel, der auch Rogan, Dominik Koll und David Brandl angehörten, liegt weltweit immer noch auf Rang vier. Nun, in Schwechat, blieb neben Koll und Brandl erstmals auch Florian Janistyn unter 1:50 Minuten. Möglich, dass Janistyn bei Olympia zum Zug kommt. So oder so scheint auch hier ein Finale in Reichweite. "Mit uns ist zu rechnen", sagt Dinko Jukic. "Was weiß man vorher?", fragt sein Vater. (Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 28.7. 2008)

ERGEBNISSE

Frauen:

50 m Rücken: 1. Fabienne Nadarajah (SVS Niederösterreich) 29,29 Sekunden - 2. Sabine Freinek (SU Salzburg) 31,51 - 3. Anne Wunderlich (Eisenstädter Schwimmunion) 31,70

50 m Brust: 1. Mirna Jukic (SC Austria Wien) 32,07 - 2. Christina Strigl (Welser Turnverein 1862) 34,67 - 3. Caroline Reitshammer (SU Hall) 34,71

100 m Kraul: 1. Birgit Koschischek (Eisenstädter Schwimmunion) 56,04 (ÖR, bisher Koschischek 56,15/19.3.08 EM-Semifinale Eindhoven) - 2. Verena Klocker (Schwimmclub Innsbruck) 58,13 - 3. Sasha Schwendenwein (Eisenstädter Schwimmunion) 58,46

200 m Lagen: 1. Mirna Jukic (SC Austria Wien) 2:15,35 Minuten - 2. Uschi Halbreiner (Wolfsberger SV) 2:22,25 - 3. Sandra Swierczewska (ASV Wien) 2:24,38

1.500 m Kraul: 1. Jördis Steinegger (ASV Linz) 16:29,42 (ÖR, bisher Steinegger 16:42,62/13.8.07 Universiade Bangkok) - 2. Nina Dittrich (SVS Simmering) 16:52,02 - 3. Verena Klocker (Schwimmclub Innsbruck) 17:52,82

4 x 100 m Lagen: 1. Eisenstädter Schwimmunion (Anne Wunderlich, Bernadette Pfänder, Sasha Schwendenwein, Birgit Koschischek) 4:31,50 - 2. ASV Linz (Jördis Steinegger, Karoline Prinz, Tamara Furthofer, Tamara Singewald) 4:33,65 - 3. SV Spittal/Drau (Katharina Hinteregger, Lisa Zaiser, Theresa Reinisch, Katharina Egger) 4:51,85

Herren:

50 m Rücken: 1. Erwin Dokter (SV Wörthersee) 26,85 - 2. Peter Gergö (Eisenstädter Schwimmunion) 28,29 - 3. Christian Zluga (SV Wörthersee) 28,41

50 m Brust: 1. Hunor Mate (SC Theresianum) 28,74 - 2. Stefan Wipplinger (1. Welser SK) 29,30 - 3. Martin Cernansky (Eisenstädter Schwimmunion) 30,04

100 m Kraul: 1. Dominik Koll (SK Voest) 50,99 - 2. Martin Spitzer (USC Graz) 51,17 - 3. Florian Janistyn (SG Wiener Neustadt) 51,84

200 m Lagen: 1. Dinko Jukic (SC Austria Wien) 2:01,89 Min. - 2. Dominik Dür (Schwimmverein Vöcklabruck) 2:04,94 - 3. Bernhard Wolf (Schwimm-Union Wien) 2:05,56

800 m Kraul: 1. David Brandl (1. Perger SV) 8:04,58 - 2. Florian Janistyn (SG Wiener Neustadt) 8:10,91 - 3. Wolfgang Mairinger (Schwimmklub Traun) 8:37,18

4 x 100 m Lagen: 1. SC Austria Wien (Manuel Gunacker, Erich Strohmayer, Dinko Jukic, Dietmar Stockinger) 3:55,58 - 2. Schwimmverein Wörthersee (Erwin Dokter, Kevin Höfferer, Christian Zluga, Gregor Gatterer) 3:57,99 - 3. Eisenstädter Schwimmunion (Sebastian Stoss, Martin Cernansky, Felix Bienert, Peter Gergö) 3:58,61