Foto: AP/Salvatore Di Nolfi

Ann Veneman war Ministerin unter Bush und leitet heute das UN-Kinderhilfswerk.

 

"Veneman for Veep?" lautet die Schlagzeile, die am besten beschreibt, was für ein Insiderspiel das Rätselraten ist, das die aktuelle Etappe des US-Wahlkampfs bestimmt. Veep steht lautmalerisch für VP alias Vice President, den Vizepräsidenten.

Ann Veneman wird für den Posten gehandelt, zwar nur als Außenseiterin, aber auch als solche völlig überraschend. George W. Bush kürte die Kalifornierin zur Landwirtschaftsministerin seines ersten Kabinetts, heute leitet sie Unicef, das UN-Kinderhilfswerk. Aufgewachsen auf einer Pfirsichplantage, steht sie für Bodenständigkeit - eine Republikanerin der Mitte, die auch Demokraten erreicht. Es war Barack Obama, der Venemans Namen gezielt fallenließ. Er wollte zeigen, dass er es ernst damit meint, das Land über Parteigräben hinweg zu einen.

Theoretisch gibt es zwei Kriterien, die ein "Veep" erfüllen muss. Erstens sollte er Schwachstellen der Nummer eins ausgleichen. Zweitens sollte er als Lokalmatador Stimmen in Regionen gewinnen, in denen sich der Kandidat fürs Oval Office schwertut.

Hillary Clinton liefert für beide Aspekte das Paradebeispiel. Sie würde an Routine beisteuern, was Obama fehlt. Außerdem vermag sie dort zu punkten, wo der coole Senator eklatante Probleme hat, bei skeptischen Arbeitern im Rostgürtel der alten Industrie, in Schlüsselstaaten wie Ohio und Pennsylvania.

Die Zeichen stehen auf Harmonie. Obama bat seine Gönner, Clintons Schuldenberg mit abzutragen, schätzungsweise 22 Millionen Dollar. In einem Interview mit dem Fernseh-Altmeister Tom Brokaw strich er soeben erst die Fähigkeiten der Ex-Konkurrentin heraus: "Hillary gehört in jede engere Wahl." Nur herrscht eben auch an Stolpersteinen kein Mangel. Obama, heißt es, fürchtet einen Bill Clinton in der Nähe des Weißen Hauses, einen Ex-Präsidenten, der besserwisserisch die graue Eminenz gibt. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 30.7.2008)