Hamburg - NATO-Oberbefehlshaber John Craddock wirft den Staats- und Regierungschefs der Allianz Wortbruch vor. "Sobald wir anfangen, Truppen zu generieren, fallen wir auf die Nase", sagte General Craddock der "Financial Times Deutschland" (Montag-Ausgabe) am Rande einer Inspektionsreise nach Afghanistan. Dabei hätten die Bündnisstaaten erst beim jüngsten NATO-Gipfel in Bukarest zugesagt, ihren Verpflichtungen nachzukommen. "Ja, darüber bin ich frustriert", sagte Craddock.

Der amerikanische Vier-Sterne-General bezog sich mit seiner Kritik auf die Ausbildungseinheiten, von denen 19 der 73 zugesagten noch fehlen. Diese Einheiten sollen den Aufbau der afghanischen Armee vorantreiben, um gemeinsam gegen die radikal-islamischen Taliban und das Terrornetzwerk Al-Kaida zu kämpfen.

Craddock sagte weiter, die Aufständischen hätten zuletzt ihre Strategie gewechselt. Weg von militärischen Zielen, hin zu zivilen. Von der internationalen Gemeinschaft gebaute Straßen und öffentliche Gebäude seien jetzt häufiger Ziel von Anschlägen. "Die Rechnung, wo eine Straße ist, ist der Taliban nicht mehr, gilt nicht mehr. Inzwischen gilt: Wo wir bauen, greifen auch die Taliban an", sagte Craddock. (APA/dpa)