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Melanie Klein entwickelte neue Methoden für die Psychoanalyse von Kindern.

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Die klassische Psychoanalyse nach Sigmund Freud gilt als Mutter aller Psychotherapien. Seit der Wiener Neurologe das Verfahren vor rund 120 Jahren entwickelte, haben seine Schüler und Konkurrenten mehrere miteinander nicht unbedingt kompatible Schulen entwickelt. Wichtige Proponenten und ihre Konzepte:

Melanie Klein (1882 bis 1960, siehe Bild) entwickelte neue Methoden für die Psychoanalyse von Kindern. Die Patienten werden während der Analyse zum Spielen oder Zeichnen angehalten, das wären kindgerechtere Ausdrucksformen, so die österreichisch-britische Psychoanalytikerin. Der Therapeut soll durch die Beobachtung des Kindes auf dessen innere Konflikte schließen.

Otto Kernberg (1939 als Kind aus Wien geflohen) entwickelte die Transferenzfokussierte Psychotherapie für die Behandlung von Patienten mit Border-line-Störungen. Dem Verfahren liegt die Idee zu Grunde, dass die Betroffenen ein gestörtes Bild von sich selbst und von für sich wichtigen anderen Personen haben, sodass sie sich selbst in unterschiedlichen Situationen als eine jeweils andere Person wahrnehmen.

Heinz Kohut (1913 bis 1981) schloss sein Medizinstudium noch in Wien ab, bevor er 1938 über Großbritannien in die USA emigrierte. Hier entwickelte er die selbstpsychologische Richtung der Psychoanalyse. Dabei geht es vor allem um die Behandlung des pathologischen Narzissmus, also der Neigung von Menschen mit einem schwachen "Selbst", die sich nur über die Vortäuschung der eigenen Grandiosität stabilisieren können. Kohut focht legendäre Kämpfe mit Kernberg aus.

Jacques Lacan (1901 bis 1981, siehe Bild) kritisierte neuere Strömungen und rief 1950 die "Rückkehr zu Freud" aus. Wesentlich bei ihm ist die Theorie des Mangels. Ab dem Zeitpunkt der Geburt erlebt der Mensch Mangel, er erlebt sich als getrennt und seinem Spiegelbild entfremdet. Das Begehren nach Objekten, die den Mangel auffüllen, ist Antrieb und Auslöser von Handlungen. (derk/MEDSTANDARD/PRINTAUSGABE/28.07.2008)