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In Österreich ist es bisher zu keinen Ausfällen von Lufthansa-Flügen gekommen, in Deutschland und der Schweiz dagegen schon.

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Wien/Frankfurt - Der Streik bei der deutschen Lufthansa wirkt sich jetzt auch auf die Passagiere aus. Rund 70 Kurzstreckenflüge innerhalb Deutschlands und Europas musste das Unternehmen am Dienstag streichen. Das entspreche etwa drei Prozent der Tagesleistung der Airline, sagte ein Sprecher. In Österreich sind bisher noch keine Auswirkungen des Streiks zu bemerken.

Die betroffenen Fluggäste werden auf frühere oder spätere Verbindungen umgebucht. "Die Situation ist geordnet und ruhig", sagte der Sprecher. Langstreckenverbindungen sind nicht betroffen.

Während es am ersten Streiktag keine Flugausfälle gegeben hatte, macht sich nun der am Montag begonnene Ausstand des Bodenpersonals bemerkbar: Neun Kurzstreckenflugzeuge der Lufthansa wurden nicht gewartet und durften deshalb nicht starten. Sechs von ihnen mussten am Flughafen Frankfurt am Boden bleiben, drei in München. Insgesamt verfügt die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben über 520 Flugzeuge.

Verspätung gebe es so gut wie keine. Da viele Fluggesellschaften eigenes technisches Personal eingesetzten, könne man davon ausgehen, "dass auch die nächsten Tage relativ glimpflich ablaufen".

Ausfälle auch in Österreich

Der Personalstreik der deutschen Lufthansa wirkt sich jetzt auch auf die österreichischen Passagiere aus: Für heute, Dienstag, sind zwei Flüge gestrichen worden, teilte eine Sprecherin des Flughafen Wien mit. Es handelt sich um die Maschine LH 3536, die um 17:25 Uhr aus Frankfurt am Main kommend in Wien hätte landen sollen sowie um den Flug LH 3537, der für 18:30 Uhr von Wien nach Frankfurt angesetzt war. Die betroffenen Passagiere werden umgebucht und vor Ort oder per Telefon darüber verständigt, hieß es seitens der Lufthansa-Hotline.

Freude bei Gewerkschaft

Am zweiten Streiktag beteiligten sich erneut rund 4.000 Lufthansa-Mitarbeiter an den Aktionen der Gewerkschaft. Die Beteiligung am größten deutschen Flughafen Frankfurt am Main, wo allein rund 2.000 Beschäftigte streikten, mache richtig Mut, sagte Gerold Schaub, Landesfachbereichsleiter Verkehr des ver.di-Landesbezirks Hessen. In Hamburg streikten 1.500 Beschäftigte. Ab der Nachtschicht sind auch die Lufthansa-Beschäftigten in Stuttgart zum unbefristeten Streik aufgerufen.

Gewerkschafter und Betriebsratsvertreter berichteten von Einschüchterungsversuchen gegen Streikende in Frankfurt seitens des Unternehmens. So sei einigen mit der Aufnahme ihrer Personalien und mit weiteren Konsequenzen gedroht worden. Außerdem habe der Lufthansa-Caterer LSG versucht, das Streiklager vor seinen Toren per Einstweiliger Verfügung zu verhindern.

Einen längeren Arbeitskampf schloss Schaub nicht aus. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass es einige Tage dauern wird, bis die Lufthansa an den Verhandlungstisch zurückkehrt." Die Fluggesellschaft betonte hingegen ihre Gesprächsbereitschaft. "Unsere Türen sind offen. Wir sind dialogbereit", sagte Konzernsprecher Klaus Walther dem Nachrichtensender n-tv. "Das Angebot liegt auf dem Tisch, und Verhandlungen sind aus unserer Sicht jederzeit und sofort möglich", so Walther. Zu den Auswirkungen des Streiks sagte der Sprecher: "Natürlich trifft uns jede Streikmaßnahme. Das tut weh, und das geht natürlich auch in den Aufwand", sagte der Sprecher.

Ein längerer Streik könnte nach Einschätzung von Experten für das Unternehmen Einbußen bei den Geschäftsreisenden nach sich ziehen. "Mit Vollzahlern der Business- und First-Class verdient das Unternehmen Geld", sagte der Hamburger Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg. Je länger der Ausstand dauere, desto größer die Wahrscheinlichkeit das spontan buchende Geschäftsreisende zu anderen Fluggesellschaften abwanderten. Und wer erst einmal Luft bei einer anderen Airline geschnuppert habe, könnte schwerer wieder zurückzuholen sein, sagte Schellenberg. "Der Geschäftsreisende ist das Zünglein an der Waage."

Der Transport der Urlauber ist aus seiner Sicht nicht das Problem, selbst wenn dafür Flugzeuge nebst Personal angemietet werden müssten. "Urlauber buchen jetzt nicht um, sie nehmen verspätete Abflüge und Ankünfte in Kauf, Hauptsache sie erreichen ihr Ziel."

Aufschaukeln der Lohnforderungen

Der Streik könnte nicht nur zu Einbußen bei den Geschäftskunden führen, sondern insgesamt verheerende Folgen haben, so die Prognose des Tarifexperten Hagen Lesch. "Da geht es dann um das Aufschaukeln von Lohnforderungen", sagte Lesch. "ver.di will ihren Mitgliedern zeigen, dass sie alles tut, um das Maximale herauszuholen." Dadurch könne die Gewerkschaft auch neue Mitglieder gewinnen.

Die Arbeitsniederlegungen betreffen vor allem die Wartung und das Catering. In diesen Bereichen hat ver.di relativ viele Mitglieder. Das Kabinenpersonal, dass meist bei der konkurrierenden Gewerkschaft UFO organisiert ist, beteiligte sich nicht. Auch die Piloten der Konzernmutter, die von der Vereinigung Cockpit vertreten werden, befinden sich nicht im Streik. Hier drohen aber Arbeitskämpfe bei zwei Töchtern.

In dem Tarifkonflikt bei der Lufthansa verlangt ver.di höhere Gehälter für rund 50.000 Lufthansa-Beschäftigen am Boden und in der Kabine. Die Gewerkschaft fordert 9,8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 7,7 Prozent mehr Geld bei 21 Monaten Laufzeit angeboten.

Für ihre Kunden hat die Lufthans eine Telefon-Hotline geschaltet, unter der Passagiere Informationen zu ihren Buchungen, Umbuchung und Stornierung erhalten können: Für Österreich lautet die Nummer: 0810 1025 8080. (APA)