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Tongas König George Tupou V. (li.) bei der Beerdigung seines Vaters 2006. Dessen nahezu absolute Herrschaft will er nicht weiterführen, sondern das politische Tagesgeschäft einer Regierung überlassen.

Nuku'alofa/Wien - Der letzte Monarch der Südsee ist bisher vor allem durch seinen Lebensstil aufgefallen. In seinem Königreich Tonga, einem aus 170 Inseln bestehenden Kleinstaat in Ozeanien, lässt sich George Tupou V. in einem schwarzen London-Taxi herumkutschieren. Schließlich kann man da auch mit einem Schwert gut ein- und aussteigen, soll er erklärt haben. Uniformen liebt er, der im britischen Oxford und Sandhurst ausgebildete König trägt sie häufig, mit Tropenhelm und Monokel. Computerspielen und das Sammeln von Spielzeugsoldaten zählen zu seinen liebsten Hobbys. Von seinem 100.000-Seelen-Volk hält er sich lieber fern. Jetzt will er einen Teil seiner Macht abgeben - nicht ganz freiwillig.

Denn das Volk kann seinen neuen Monarchen nicht leiden, der am Freitag im Rahmen pompöser Feierlichkeiten offiziell gekrönt wird. Seitdem George Tupou V. nach dem Tod seines - sehr beliebten und äußert beleibten - Vaters im September 2006 die Herrschaft übernommen hat, erfreut sich die Demokratiebewegung wachsenden Zulaufs. Die Forderungen nach größerer Mitbestimmung und Transparenz sind lauter geworden. Am Montagabend, zwei Tage vor Beginn der Feiern, ließ der König erklären, er werde die Herrschaft abgeben und die Führung einer gewählten Regierung überlassen.

"Der König ist unter Zugzwang" , sagt der Ozeanien-Spezialist Hermann Mückler von der Universität Wien. Schon einmal, sechs Wochen nach seinem Amtsantritt, hatte George Tupou V. erlebt, wie ernst es der Opposition ist. In der Hauptstadt Nuku'alofa eskalierten Proteste von Demokratie-Befürwortern gegen die Verspätung versprochener Reformen. Geschäfte brannten, acht Menschen starben. Australien und Neuseeland entsandten Soldaten, um die Lage in den Griff zu bekommen. Noch sind Teile der Stadt zerstört. Seitdem galt der Ausnahmezustand.

Zwar hat der König schon Zugeständnisse gemacht. So sollen 2010 17 der 33 Parlamentssitze direkt vom Volk gewählt werden. Derzeit sind es neun. Aber bei den Parlamentswahlen im April hat die Reformbewegung alle neun Sitze gewonnen. Und das Letzte, was der eitle 60-Jährige derzeit brauchen kann, sind Pro-Demokratie-Kundgebungen zu seiner Krönung und neue Unruhen - die das Fest ohnehin verzögert hatten. Es gibt schon andere Probleme: Die britischen Schneider hatten Berichten zufolge Mühe, genug Hermelin für seine Gewänder zu beschaffen. Und auch die Stühle für die verschiedenen Feiern - laut Medien unterteilt in die Kategorien "sehr, sehr wichtige Personen" , "sehr wichtige Personen" und "gemeines Volk" - drohten nicht rechtzeitig einzutreffen.

"Die Menschen wollen nicht die Monarchie abschaffen, die empfinden sie als Teil ihrer Kultur" , sagt Marion Struck-Garbe, Vorsitzende des deutschen Pazifik-Netzwerks. "Aber sie wollen mehr Rechte im Parlament." Sie sieht die Ankündigung des Königs als "Schritt, das Land zu befrieden, ohne das Königtum aufzugeben."

Wie viel Macht der König wirklich abgeben wird, weiß niemand. Auch ein Zeitplan wurde nicht genannt. Es bei der Erklärung zu belassen könne sich der Monarch aber nicht leisten, sagt Mückler. "Mittel- bis langfristig" werde er das Versprechen umsetzen. (Julia Raabe/DER STANDARD, Printausgabe, 30.7.2008)