New York - Die strauchelnde US-Investmentbank Merrill Lynch stößt in großem Umfang faule Immobilienpapiere ab. Zugleich will sie sich durch Ausgabe neuer Aktien 8,5 Mrd. Dollar (5,40 Mrd. Euro) frisches Kapital besorgen. Das teilte die weltgrößte Investmentbank am Montagabend nach Börsenschluss in New York mit. Erneut musste Merrill Lynch 5,7 Mrd. Dollar auf wertlos gewordene Hypothekenpapiere abschreiben, seit Beginn der US-Immobilienkrise inzwischen fast 40 Mrd. Dollar.

Merrill Lynch wird den Angaben zufolge mit zweifelhaften Hypotheken besicherte Papiere im Nominalwert von 30,6 Mrd. Dollar für nur 6,7 Mrd. Dollar an die Investorengruppe Lone Star Funds verkaufen. Das bedeutet einen Abschlag von fast 80 Prozent. Damit blieben nur noch 8,8 Mrd. Dollar in Form der kritischen CDO-Papiere in den Bilanzen der Bank, erklärte das Unternehmen. Die stelle "einen bemerkenswerten Meilenstein bei der Reduzierung des Gesamtrisikos" dar, erklärte Vorstandsvorsitzender John Thain.

Erst in der vergangenen Woche musste das Institut mit einem Minus von 4,89 Mrd. Dollar den vierten Quartalsverlust in Folge bekanntgeben. Seit Jahresbeginn haben die Aktien von Merrill Lynch 54 Prozent ihres Wertes verloren.

An der Kapitalerhöhung von 8,5 Mrd. Dollar beteiligt sich den Angaben zufolge auch einer der größten Aktionäre der Bank, der singapurische Staatsfonds Temasek Holdings. Dieser hat sich zur Zeichnung neuer Aktien im Wert von 3,4 Mrd. Dollar verpflichtet. Vor wenigen Wochen hatte die Bank noch versucht, eine Kapitalerhöhung durch den Verkauf von milliardenschweren Beteiligungen zu vermeiden.

Die von der neuerlichen Abschreibung bei Merrill Lynch ausgelöste Unruhe hat die asiatischen Aktienmärkte deutlich nach unten gedrückt. Der Nikkei-Index in Tokio fiel um 1,5 Prozent auf 13.159,45 Punkte, der Hang-Sang-Index in Hongkong verlor sogar 2,4 Prozent auf 22.149,32 Zähler. (APA/AP)