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Markus Rogan bereitet sich in Peking mit den italienischen Kollegen auf den Wettkampf vor.

Foto: EPA/EATON

Peking/Wien - Markus Rogan kam in Peking als Erster an. Das klingt nicht schlecht, daran könnte er und könnte man sich gewöhnen. Freilich steigt erst am 15. August das Olympia-Finale über 200 m Rücken, da tut wohl auch Aaron Peirsol und tun sechs andere mit. Rogan sagt, seine Siegchancen stehen besser als 2004 in Athen, wo er als Zweiter hinter Peirsol ankam, nicht nur über 200, auch über 100 Meter. Peirsols Vorsprung freilich war groß. "Diesmal" , sagt Rogan, "bin ich näher am Sieger dran" , kurze Pause, "wenn ich nicht selbst der Sieger bin."

Italienische Perfektionisten

Rogan kam als Erster der 72 ÖOC-Sportler in Peking an, das steht fest. Seit fünf Tagen weilt und trainiert er in der Olympiastadt. Rogan ist bis zur Eröffnung der Spiele am 8. August quasi Mitglied des italienischen Nationalteams, die Azzurri akzeptieren ihn längst, vor eineinhalb Jahren ist er nach Rom übersiedelt. Interessant sei es auch, sagt Rogan, "die Nationalteamarbeit eines anderen Landes mitzuerleben" . Die Italiener haben drei Dolmetscher, einen Koch und zig Betreuer mitgenommen, "sie sind perfekt organisiert".

Rogan sagt, er schwimme "lieber als früher" , der Sport mache ihm mehr Spaß. "Ich habe festgestellt, es ist ein Luxus, schwimmen zu können, für einen 26-Jährigen eigentlich ein großer Luxus. Das bedeutet, dass das ernste Leben für mich noch nicht begonnen hat." Wann es ernst wird, das ist so offen, wie es vor den Spielen 2004 war. Auch da hatte er im Vorfeld keinen Tau davon, wie es nachher weitergehen würde. "Es hätte gut sein können, dass ich im Herbst 2004 zu arbeiten begonnen hätte." Jetzt muss er zugeben, dass die vier sportlichen Jahre vier gewonnene und vergleichsweise unernste waren. So könnte es vielleicht auch eine Zeitlang weitergehen, die WM 2009 in Rom, quasi Heim-WM, gibt er sich bestimmt, nach Lage der sonstigen Dinge wird er sie mehr oder weniger ernst nehmen.

In Peking ist derzeit vergleichsweise Baden angesagt, die Belastung im Training ist nicht mehr allzu hoch, Rogan kommt auf sieben Kilometer täglich, in Aufbauzeiten sind es manchmal 17 Kilometer. Jetzt wird Schnellkraft aufgebaut, an der Technik gefeilt, regeneriert. Jetzt will er "so richtig hungrig aufs Rennen werden" . Die österreichischen Teamkollegen gehen ihm ein wenig ab, sie sind auf diverse Trainingslager verstreut, treffen erst nächste Woche in Peking ein. Rogan geht davon aus, dass wie in Athen "ein richtiger Teamgeist" entsteht. Er hat Mirna Jukic per SMS zum Europarekord gratuliert und sowieso "das Gefühl, dass ich nicht der Einzige sein werde, der nach den Schwimmbewerben mit einer Medaille dasteht".

Ist das die Möglichkeit?

Bei Olympischen Spielen, sagt Rogan, gibt es "zwei Arten von Zeiten - Weltrekord und Nicht-Weltrekord" . Der Wiener hat sein Training auf Weltrekord ausgerichtet. So gesehen war die WM in Manchester, wo er auf der Kurzbahn so schnell wie keiner zuvor war, eine wichtige Erfahrung. Nun ist Kurzbahn nicht Langbahn, und Peirsol hat in Manchester gefehlt, doch Rogan sah, was möglich sein könnte. "Die Wahrscheinlichkeit ist nicht auf meiner Seite" , sagt er. "Aber die Möglichkeit ist da. Mit einem perfekten Rennen und viel Glück kann ich gewinnen."(Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 30.7. 2008)