John LeSieur arbeitet im Software-Geschäft, deshalb interessierte es ihn besonders, als er sah, dass Computer für seinen sechsjährigen Enkel Zackary anscheinend völlig wertlos sind. Der Bub leidet an Autismus. Die Vielzahl an Optionen auf dem Bildschirm verwirrte ihn so sehr, dass er die Maus frustriert in die Ecke warf.

LeSieur suchte nach Online-Tools, die autistische Kinder durch das World Wide Web führen könnten. Als er aber nichts Entsprechendes fand, machte er sich selbst an die Arbeit und entwickelte zu Ehren seines Enkels den Zac Browser für autistische Kinder. Er steht frei im Internet zu Verfügung.

Aquarium

Der Zac Browser läuft auf Windows-Rechnern und bietet praktisch eine neue Oberfläche für den Computer - ein Aquarium. Er blendet den größten Teil des Webs aus und nutzt nur einige wenige, handverlesene Sites für Spiele, Musik und Videos. Tatsächlich hat der Nutzer von Zac keine allzu große Wahl, was für Kinder wie Zackary, die durch zu viele Möglichkeiten überfordert sind, aber genau richtig ist. Der Zac Browser schaltet zum Beispiel auch einige Tasten der Tastatur und die rechte Maustaste ab, die von Kindern meist ohnehin nicht benutzt werden.

Die Kinder wählen beim Zac Browser ihre Aktivitäten über bunte Buttons aus, die größer als normalerweise sind. Werbung und andere aufblinkende Bilder, die ablenken könnten, gibt es nicht. Alles wirkt betont ruhig und entwickelt sich ganz langsam. "Wir versuchen, besonders aggressive oder komplizierte Websites zu vermeiden, weil es vor allem um das Selbstwertgefühl geht", sagt LeSieur.

Autismus beeinflusst meist die Fähigkeit eines Menschen, mit anderen kommunizieren zu können. Und auch Zackary spricht nicht viel. Aber seine Mutter Emmanuelle Villeneuve berichtet, dass der Bub den Browser alleine startet und dass er es liebt, Musik zu hören und Puzzles zu lösen. Während er aber beim Fernsehen immer noch aggressiv wird, passiert das beim Computer nicht mehr.

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LeSieur entwickelte den Browser, ohne vorher mit Experten für Autismus und andere Störungen zu sprechen. Seine Firma People CD schaute für den Browser nur auf die Bedürfnisse von Zackary, was aber natürlich auch anderen Kindern zugutekommt. Nach und nach soll das Programm noch weiterentwickelt werden, wobei die Erfahrungen und Vorschläge anderer Eltern mit einfließen sollen.

Autismus-Experten zeigten sich keineswegs überrascht, dass LeSieur nichts Passendes im Web fand. Denn eines der Probleme bei Autismus ist die Bandbreite der mögliche Störungen. Das, was beim einen Kind funktioniert, muss es noch lange nicht bei einem anderen. Und auch der Zac Browser kann bei einem anderen autistischen Kind keinerlei Wirkung haben.

Das Internet müsse auch nicht notwendigerweise eine Hürde für autistische Kinder sein, sagt James Ball, ein Berater für Autismus in New Jersey. Viele Kinder nutzten zum Beispiel gerne die Website Webkinz, wo Kinder virtuelle Tiere pflegen können. Andere fänden es leichter, in Chat-Rooms oder über Instant Messaging zu kommunizieren, als im direkten Kontakt.

LeSieurs Ansatz, Störungen möglichst auszublenden und den Browser zum Aufbau von Selbstvertrauen einzusetzen, sei aber "eine sehr gute Idee", meint Dianne Zager vom Zentrum für Autismus-Forschung an der Universität Pace. Viele autistische Schüler könnten am besten lernen, wenn alle unnötigen Ablenkungen vermieden würden. (APA/AP)